Nur Video war gestern

von Redaktion

Die Pläne der Sendergruppe RTL Deutschland für ihre Streamingplattform im Überblick

VON ANNA RINGLE

RTL geht in Deutschland im nächsten Jahr einen Schritt, der in der Streaming-Branche aufmerksam beobachtet werden wird: Die Sendergruppe baut ihre Video-Streamingplattform zu einem crossmedialen Bereich aus. Solche Super-Plattformen sind ein Thema bei der Frage, wer sich im Wettbewerb in dem boomenden Geschäft hierzulande behaupten wird. Bislang gibt es solche Supermediatheken von deutschen Sendern noch nicht. Einige Details zu den Plänen von RTL:

Crossmedial: Die Streamingplattform TVnow, die mittlerweile RTL+ heißt, konzentriert sich derzeit auf Bewegtbildangebote mit Livestream der Fernsehsender, Streaming-Serien und der Mediathek. Im ersten Halbjahr 2022 kommen weitere Gattungen hinzu. RTL nennt das „One App, all Media“-Angebot.

Musik, Hörbücher, Podcasts: Bislang hat RTL eine eigene Audiothek – Audio Now. Diese soll in der neuen Super-Mediathek aufgehen. Ausschließliche Audiotheken sind anscheinend für TV-Unternehmen in Deutschland nicht mehr der favorisierte Weg: Das Konkurrenzunternehmen ProSieben/Sat.1 entschied sich vor einiger Zeit dazu, ihre auch noch nicht so alte eigene Audio-Plattform FYEO aufzugeben – gleichzeitig investiert das Unternehmen aber in Podcast-Inhalte, die dann auf anderen Plattformen verfügbar sein sollen.

Für Hörbücher kooperiert RTL+ mit der deutschsprachigen Penguin Random House Verlagsgruppe. Das bietet sich an: Beide Häuser zählen zum Portfolio des Medienkonzerns Bertelsmann in Gütersloh. Bei Musik will RTL Deutschland mit dem Audio-Streamingdienst Deezer zusammenarbeiten.

E-Magazine: Zum nächsten Jahr steht Bertelsmann ein strategisch wichtiger Schritt bevor: RTL Deutschland übernimmt die deutsche Magazinsparte des Hamburger Verlagshauses Gruner + Jahr. Damit lassen sich zum Beispiel die Magazinprodukte und Podcasts auf der Plattform integrieren.

Hochwertige Videoinhalte: RTL will weiter hochwertige und exklusive Inhalte bieten, um im Konkurrenzkampf mit großen Plattformen wie Netflix oder Amazon im hiesigen Markt zu glänzen. Einige Beispiele: Das Drama „Ferdinand von Schirach – Glauben“ mit Peter Kurth und Narges Rashidi ist derzeit schon verfügbar. Bis zum Ende des Jahres sind weitere Fiction-Highlights aus Eigenproduktionen geplant.

Dazu zählen die Verfilmung der Affäre um die Hitler-Tagebücher, „Faking Hitler“ (mit Lars Eidinger und Moritz Bleibtreu), oder die Historienserie „Sisi“ mit Dominique Devenport und Jannik Schümann. Auch die Krimicomedy „Balko“ erlebt ein Revival. Der Co-Geschäftsleiter von RTL+, Henning Tewes, will „Deutschlands größte Entertainmentwelt“ anbieten.

Die Gesamtstrategie: Matthias Dang und Stephan Schäfer, Co-CEOs von RTL Deutschland, sagen: „Mit einem Abo erhalten unsere Kunden Zugang zu einer in ihrer Vielfalt einzigartigen Entertainmentwelt.“ RTL+ bedeute auch für den internationalen Medienmarkt eine Innovation. „Durch den engen Austausch mit unserem Publikum wissen wir, dass sehr viele Menschen auf ein solches Angebot gewartet haben, vielfältig und einfach nutzbar zugleich.“

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