Gefangen im Netz

von Redaktion

Das ZDF zeigt eine neue Reportage über die dramatischen Folgen von „Cybermobbing“

VON ASTRID KISTNER

Für Lijana wurde ihr Lebenstraum zum Albtraum: 2020 stand die 25-Jährige im Finale der ProSieben-Castingshow „Germany’s next Topmodel“ und stieg vor laufenden Fernsehkameras freiwillig aus. Was kaum einer wusste: Bereits nach der ersten Episode von Heidi Klums Model-Wettbewerb wurde die junge Frau aus Kassel von einer Hasswelle im Netz überrollt. „Die Art und Weise, wie ich im Fernsehen dargestellt wurde, hat diese Aggressionen ausgelöst“, sagt sie.

Im Rahmen der „37 Grad“-Reportagereihe des ZDF spricht Lijana heute um 22.15 Uhr über „Cybermobbing“ und wie es ihr Leben verändert hat.

Zwei Millionen Kinder und Jugendliche in Deutschland sind von Mobbing im Netz betroffen. Und auch zwölf Prozent der erwachsenen Nutzer haben regelmäßig mit massiven Anfeindungen in den Sozialen Netzwerken zu tun. Der Film von Jens Niehuss und Marcel Martschoke beschreibt das System und die dramatischen Folgen, die solche perfiden Attacken für die Betroffenen haben. Denn: Jedes vierte Opfer denkt an Suizid, jeder fünfte betäubt die Verzweiflung mit Alkohol und Tabletten. Eine Spirale, aus der Schauspieler und Coach Carsten Stahl die oft jungen Opfer befreien möchte. Der 49-Jährige wurde als Kind selbst gemobbt, weiß um das Gefühl der Hilflosigkeit und Trauer. Als sich auch sein kleiner Sohn Anfeindungen ausgesetzt sah, beschloss Stahl, Aufklärungsarbeit zu leisten. Heute geht er regelmäßig an Schulen und bietet Präventionskurse an. Besonders schwere Fälle betreut er persönlich. „Mit nur einem Knopfdruck kann man die Seele eines jungen Menschen zerstören“, sagt Stahl. Denn Mobbing verbreitet sich rasend schnell im Netz und nimmt im Schutz der Anonymität brutale Formen an.

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