Das Leben von Polizeischülerin Julia Gerloff gerät aus den Fugen, als sie sich in den geheimnisvollen Nick Limbach verliebt. Nick ist nicht der, als der er sich ausgibt. Als sie nach der ersten Liebesnacht ein Hakenkreuz auf seinem Rücken entdeckt, ist Julia entsetzt. Aber auch ihre Gefühle für ihn sind stark. Emma Bading spielt die Hauptrolle in dem Sechsteiler „Westwall“, der ab diesem Samstag in der ZDF-Mediathek steht und am 7. und 8. Dezember bei ZDF Neo läuft. Wir sprachen mit der 23-jährigen Hauptdarstellerin.
Haben Sie sich vor diesem Projekt mit Rechtsradikalismus und rechtem Terror beschäftigt? Und wenn ja, zu welchen Erkenntnissen sind Sie gekommen?
Als das Drehbuch zu „Westwall“ auf dem Tisch lag, habe ich gemerkt, dass ich, wenn ich mich klar positionieren will, hinsehen muss. Ich muss die vielfältigen Gründe verstehen lernen, warum Menschen nach rechts abdriften, um diese zu hinterfragen. Interessant finde ich den soziologischen Begriff der gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit. Es scheint etwas Urmenschliches zu sein, sich anderen Gruppen gegenüber als „wertiger“ anzusehen – oder als ungerechter behandelt.
Wenn Sie in die Situation Ihrer Filmfigur kommen würden, dass Sie jemanden treffen, der Ihnen sagt, er sei bei den Rechten gewesen, habe aber mit ihnen gebrochen – wie würden Sie sich verhalten?
Wenn da Gefühle mit im Spiel sind wie bei Julia, ist das schwer zu sagen. Ich kann sehr gut verstehen, dass sie Nick noch eine Chance gibt. Ich finde, es ehrt sie, dass sie die Hoffnung nicht aufgibt und an das Gute im Menschen glaubt.
Sie persönlich würden ihm keine zweite Chance geben?
Das ist schwer zu beantworten. Wenn man selbst drinsteckt in einer solchen Beziehung, ist das etwas ganz anderes, als wenn man ganz theoretisch darüber redet. Und natürlich spielt die Angst, sein Umfeld durch so eine Entscheidung zu verlieren, auch noch eine entscheidende Rolle.
Der Gruppendruck?
Ja, man sucht dieses Zugehörigkeitsgefühl, auch gerade als Jugendliche, um jenseits des Elternhauses einen Halt zu finden. Deswegen kann ich gut verstehen, wenn die Freunde sagen: „Das sind wir, und das sind wir nicht. Entweder du gehörst zu uns oder zu denen.“ Aber so einfach ist es halt leider oft nicht.
Apropos Druck – Sie entstammen einer Schauspielerfamilie. Ist das eher eine Belastung – oder hilft Ihnen der Name vielleicht sogar?
Tatsächlich trifft keines von beidem zu. Durch meine Familie habe ich nie irgendwelche Vorteile gehabt bei Castings oder so. Was auch damit zu tun hat, dass meine Eltern hauptsächlich im Theaterbereich tätig waren und sind. Ich glaube, der einzige Vorteil ist tatsächlich, dass ich die Schauspielerei mit der Muttermilch aufsaugen durfte. Meine Eltern haben mit mir als Fünfjähriger Spiele gespielt, die man eigentlich in der Schauspielschule mit den Studenten spielt, deswegen war mein ganzes Aufwachsen eine Art Schauspielausbildung. Das war ein ganz natürlicher Raum für mich, in dem ich groß geworden bin.
Keine besonders strenge elterliche Kritik also?
Ehrlich gesagt sind meine Eltern immer total baff über das, was ich mache, sie unterstützen mich sehr und sind gespannt, was da noch so alles aus ihrer Tochter herauswächst.
Das Gespräch führte Rudolf Ogiermann.