Das Gemälde „Salvator Mundi“ (Erlöser der Welt) – ein blau gekleideter Christus mit einer Kristallkugel und einer zum Segensgruß erhobenen Hand – wurde entweder von Leonardo da Vinci selbst gemalt oder von einem Mitarbeiter aus seiner Werkstatt. Das Bild sollte, wenn es nach seinem letzten Käufer, dem saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman geht, im Pariser Louvre direkt neben der „Mona Lisa“ ausgestellt werden.
Doch der Louvre meldete Zweifel an der Echtheit an. Dabei hatte der Bieter 450 Millionen US-Dollar bezahlt und die Herkunft seinerseits durch Experten bescheinigen lassen. Das umstrittene Kunstwerk ist zur Zeit verschwunden und soll auf der Yacht des Prinzen oder in einem Tresorraum im Freihafen von Singapur befinden. 3sat strahlt dazu den spannenden Dokumentarfilm „Salvator Mundi – Kunst als Investitionsgeschäft“ des französischen Filmemachers Antoine Vitkineam an diesem Samstag um 20.15 Uhr aus.
Der wie ein Kunstkrimi inszenierte Film beginnt 2005 in einem kleinen Auktionshaus in New Orleans. Dort ersteigerte der New Yorker Kunsthändler Robert Simon eine offensichtlich sehr alte und stark übermalte Darstellung des „Salvator Mundi“ für 1175 US-Dollar. Er kannte die Historie des Bildes und fragte sich, ob es sich wohl um das etwa 1500 von Leonardo selbst gemalte Original handeln könnte. In dessen Werkstatt waren in der Folge etwa 20 Versionen des „Salvator Mundi“ entstanden – überwiegend gemalt von seinen Mitarbeitern. Zurück in New York findet die beauftragte Restauratorin Dianne Modestini neue Hinweise, dass es sich um einen echten Leonardo handeln könnte.
2011 entschied sich die National Gallery London, Simons inzwischen restauriertes Exemplar des „Salvator Mundi“ trotz Zweifel in eine Da-Vinci-Ausstellung aufzunehmen. Man wollte es der Öffentlichkeit überlassen, die Zuschreibungen der Kunsthistoriker über die Echtheit zu beurteilen, erzählt der Filmemacher. Der Kult um das Gemälde schien danach nicht mehr aufzuhalten.
Auch der weitere Weg des Werks war abenteuerlich und wird in der Doku über viele Stationen verfolgt. „Der Film folgt den Spuren von Geld, Macht und Betrug bis in höchste Regierungskreise und entlarvt einen Kunsthandel ohne kunsthistorische Seriosität“, so Dokumentarfilmer Vitkine. Er zeige, „wie der Kunstmarkt ein unbedeutendes Werk zum Mythos machte“. Insgesamt ein spannend inszenierter Kunstkrimi, auch wenn er in der Mitte einige Längen aufweist.