„Jeder ist Sheriff, jeder ist Polizist“, sagt Panagiota Petridou, Moderatorin mit griechischen Wurzeln, über die Deutschen. Und: „Jeder ist Lehrer.“ Das also ist die Antwort auf die Frage „Was ist deutsch?“ Zum Glück verfehlt diese Doku ihr Thema, stattdessen erzählt sie die Geschichte von sechs Prominenten mit ausländischen Wurzeln, die es „geschafft“ haben in der neuen Heimat. Yasemin Ergins und Torben Schmidts Film zeigt das ZDF morgen zur besten Sendezeit um 20.15 Uhr.
Es ist eine gut gecastete Truppe, die da um einen großen Tisch zusammensitzt und von ihren Erfahrungen berichtet. Frauen und Männer, deren Eltern und Großeltern aus ganz unterschiedliche Gründen nach Deutschland gekommen sind. Als „Gastarbeiter“ wie die Petridous oder die Eltern von Rapper Ekrem Bora, der sich Eko Fresh nennt. Als Flüchtlinge wie beispielsweise der aus Vietnam stammende Koch The Duc Ngo. So unterschiedlich die Herkunft, so ähnlich die Erzählungen. Die Eltern arbeiteten hart, um ihren Kindern ein besseres Leben zu ermöglichen, Groß und Klein war konfrontiert mit der fremden Sprache und dem – aus der Sicht der Einheimischen – „Makel“ des Andersseins.
Und trotzdem erreichten die Kinder ihr Ziel, wenn auch manchmal auf Umwegen wie Sinan G., Sohn iranischer Eltern, der zwischenzeitlich kriminell wurde und im Gefängnis saß. Die Nachkommen von Einwanderern hätten „einen anderen Drive“, sagt The Duc Ngo, der heute mehrere Restaurants betreibt. „Migranten haben besonders hohe Erfolgserwartungen an ihre Kinder“, bestätigt der Soziologe Aladin El-Mafaalani. Oft erfüllen diese die elterlichen Erwartungen, insgesamt aber, auch das sparen die Autoren nicht aus, sind Migranten im Schnitt ärmer und öfter arbeitslos als Biodeutsche.
Die Erfahrung der Diskriminierung haben alle in dieser Runde, auch Schauspielerin und Filmemacherin Collien Ulmen-Fernandes, Tochter eines Inders und einer Ungarin. Sie könne – als Schauspielerin mit Migrationshintergrund – zwar die beste Freundin der Hauptfigur spielen, aber keinesfalls die Hauptfigur selbst, hätten ihr Fernsehverantwortliche mehr als einmal gesagt.
Trotz der kleineren oder größeren Verletzungen sind die sechs Protagonisten alles andere als frustriert, „Was ist deutsch?“ ist in einem ruhigen, sachlichen Ton gehalten, bietet über die Biografien hinaus interessante Zahlen und Fakten. „Unsere Gesellschaft wird bunter“, lautet das Fazit von Ergin und Schmidt, die diesen Befund fast nebenbei durch die Tatsache beglaubigen, dass auch die beiden befragten Experten Migrationshintergrund haben.