Mit Hütle, Handtasche, Karohemd, einem hellwachen Verstand und viel -Humor – so hat Frank–Markus Barwasser seinen Zuschauern von „Aufgemerkt – Pelzig unterhält sich“ im BR und später im ZDF („Pelzig hält sich“) Sternstunden des Fernsehen beschert. Vor einigen Jahren war Schluss, der 61-jährige Kabarettist machte sich rar und kehrt heute mit einer zauberhaften Sendung auf 3sat zurück. „Beim Pelzig auf der Bank“ ist eine Mischung aus „Roadmovie, Doku und Talk“, wie Barwasser unserer Zeitung erzählt. Die Idee: Pelzig reist durchs Land, stellt an den unterschiedlichen Orten eine Bank auf und hört den Menschen zu.
Wie sind Sie auf die Idee mit der Bank gekommen?
Die hatte ich schon vor einer Weile, nachdem ich einen Artikel über sogenannte Freundschaftsbänke in Simbabwe gelesen hatte. Die hat ein Psychiater aufgestellt, und dort sitzen psychologisch geschulte Frauen und helfen Menschen, die sich mit ihren Problemen, Sorgen und Nöten an sie wenden. Die Grundidee hat mir sehr gut gefallen.
Pelzig macht den Psychologen?
Na ja, er hört zumindest zu. Und das ist vielleicht ganz gut angesichts der Tatsache, dass wir in einem doch sehr narzisstischen Zeitalter leben und viele Menschen ein sehr ausgeprägtes Mitteilungsbedürfnis haben.
Was Pelzig selbst ja auch nicht fremd ist, oder erinnere ich das falsch?
Nein, nein, das ist richtig. Das war ja gerade das Reizvolle, ihn auch mal zum Zuhören zu verdammen (Lacht.). Die Gespräche, die er führt, sind dadurch auch nicht so konfrontativ, wie sie es in der Talkshow früher waren. Aber welche Konfrontation soll es auch geben, wenn man mit einem Long-Covid-Patienten spricht? Oder mit einem Messebauer, der alles verloren hat und mit Mitte 40 mit nichts dasteht?
Drei Folgen gibt es bisher, die Themen sind Corona, Zukunft und Demokratie. Die Titel der Folgen sind aber „Scheiß Corona“, „Scheiß Zukunft“ und „Scheiß Demokratie“. Bei Corona gehe ich mit. Aber alles andere – so schlimm?
Nein, aber wir wollten mit genau dem provozieren, was manche empfinden. Wir haben lange überlegt, ob wir den Titel mit Fragezeichen oder ohne schreiben. Mit Fragezeichen, klar, ist es offener. Ohne ist es sehr provokant. Aber es steht ja immerhin kein Ausrufezeichen dahinter (Lacht.). Uns war schon auch wichtig, nicht nur das Negative zu sehen. Beim Thema Zukunft kommt zum Beispiel Harald Lesch zu Wort. Und der sagt nicht einfach: „Scheiß Zukunft“. Sondern er sagt: „Es hängt jetzt von uns ab, wie sie wird.“
Wie blicken Sie in die Zukunft – als Barwasser?
Wie hat es der Philosoph Karl Popper gesagt? „Optimismus ist Pflicht.“ Und da ist schon was dran.
Also müssen wir mehr das Positive sehen?
Jedenfalls dürfen wir es nicht übersehen. Durch Social Media nehmen wir sehr stark wahr, was die Schwurbler, die Hater, die Hasser, die Aggressiven verbreiten.
Wer blickt denn jetzt optimistischer in die Zukunft – Barwasser oder Pelzig?
Ich persönlich bin schon etwas gespalten. Pelzig ist unerschütterlicher als ich. Er ist verloren in der Welt, gibt aber nicht auf.
Das Gespräch führte Stefanie Thyssen.
Alle drei Teile von
„Beim Pelzig auf der Bank“ laufen heute ab 20.15 Uhr bei 3sat und sind in der Mediathek abrufbar.