„Wir sind schlauer als das Virus“

von Redaktion

Jan Böhmermann geht mit seinem Rundfunktanzorchester Ehrenfeld auf Tour – 2023

In seinem „ZDF Magazin Royale“ singt Satiriker Jan Böhmermann regelmäßig mit Hingabe, begleitet von seinem Rundfunktanzorchester Ehrenfeld. In etwas mehr als einem Jahr will Böhmermann seine musikalische Seite nun auf der Bühne zeigen – die „Nachtigall von Ehrenfeld“ (seine Eigenbezeichnung) geht auf Tour. Und spielt am 10. Januar 2023 im Münchner Zenith (Tickets ab Montag über Eventim, Telefon 01806/57 00 70).

Warum wollen Sie das Studio verlassen?

Es ist einfach etwas anderes, das Orchester live auf der Bühne zu erleben. Nach fast zwei Jahren Pandemie wollen wir raus. Uns fällt die Studiodecke auf den Kopf.

Bis 2023 ist es aber noch ein Weilchen hin.

Wir versuchen, schlauer zu sein als das Virus. Daher der Vorlauf. Wir wollen keine Tour planen, die man am Ende wieder absagen muss.

Wie sicher sind Sie, dass die Pandemie dann Konzerte zulässt?

Wir haben uns mit der Ständigen Impfkommission, dem Paul-Ehrlich-Institut und dem Robert-Koch-Institut abgesprochen und darum gebeten, dass die geheime Weltregierung das Virus per WLAN deaktivieren wird. Und auch der geheime Reptiloidenrat hat seine Zusage gegeben. Dann sind alle zwangsgechippt und neunfach geboostert. Daher bin ich optimistisch.

Könnten Sie selbst im Orchester mitspielen?

Das überlasse ich lieber den Leuten, die es können. Ich konzentriere mich als Nachtigall von Ehrenfeld ganz auf Quatsch und Gesang.

Und dann so richtig im Tourbus? Da kann man Sie sich gar nicht vorstellen.

Natürlich. Ich liebe es, mit vielen Menschen wochenlang auf zu engem Raum im eigenen Schweiß zu liegen.

Sie starten in Österreich, in Wien. Das ist interessant, weil Österreich immer wieder eine größere Rolle in Ihrer Sendung spielt.

Ja, das stimmt. Unsere Tournee dient ja nicht nur der Unterhaltung, sondern ist auch eine Art politische Entwicklungshilfe. Wer weiß, in welchem Schlamassel die Österreicher im Jahr 2023 wieder stecken, wenn wir kommen. Vielleicht ist dann schon die Monarchie ausgerufen und demokratische Künstler aus dem Ausland dürfen nicht mehr auftreten?

Sie laufen direkt nach der „heute show“. Sprechen Sie sich eigentlich inhaltlich ab? Damit es keine Doppelungen gibt?

Ich habe Angst vor Oliver Welke. Körperlich. Darum traue ich mich nicht, mich mit ihm abzusprechen.

Viele Leute sind gerade wütend. Etwa auf die Ungeimpften. Sie auch?

Ach. Ich habe mich innerlich in eine komplette Komfortzone geschossen. Ich sorge mich nur noch um die wichtigsten 200 Leute um mich herum. Wenn es denen gut geht, ist meine Welt in Ordnung. Das ist sozusagen die Privatisierung der Empathie. Der neoliberale Zeitgeist der ausgehenden Neunzigerjahre, mit dem ich in mein Erwachsenenleben gestartet bin, ist nun vollkommen bei mir angekommen. Alles wird privatisiert. Auch das Solidaritätsgefühl.

Das Gespräch führte Jonas-Erik Schmidt.

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