Ein Mord, eine schwäbische Sharon Stone und ein Video, das eindeutig scheint. Der neue Stuttgarter „Tatort“ kommt auf den ersten Blick ziemlich altbacken daher. Aber was beweist schon der erste Blick?
Es ist nicht wirklich der Tag des Stuttgarter „Tatort“-Duos. Bei Kommissar Thorsten Lannert (Richy Müller) streikt nicht nur der Oldtimer, auch der Rücken schmerzt, sticht und macht Probleme. Kollege Sebastian Bootz (Felix Klare) ärgert sich indes über seine Kinder und tritt dazu noch in einen Hundehaufen. Und dann gibt es da auch noch eine Leiche. Die Weihnachtsfeier in einem Versicherungskonzern – Karaoke, viel Alkohol und fade Bürowitze – hatte tödliche Folgen für einen Mitarbeiter. Ein Unglück? Oder doch ein Verbrechen? War’s der Chef? Oder die Kollegin, die die begehrte Stelle ebenfalls wollte und eine Beziehung mit dem Opfer gehabt haben soll? Das wollen Lannert und Bootz im neuen Tatort „Videobeweis“ herausfinden.
Der Titel ist Programm, denn Lannert und Bootz stoßen auf ein verwackeltes Video, das der Tote am Abend aufgenommen hat. Es zeigt seine Konkurrentin (mal eiskalt, mal zerbrechlich: Ursina Lardi) mit ihrem Vorgesetzten (Oliver Wnuk) beim Sex im Büro des Firmenchefs. Das Video lässt eigentlich keine Fragen offen. Und wirft doch viele auf. Immerhin lässt sich die Szene unterschiedlich interpretieren. Ist das einvernehmlich? Oder eine Vergewaltigung? Und sieht man eigentlich immer nur das, was man sehen will? Mit dem Männerblick Lannerts? Oder aus der weiblichen Perspektive der jungen Auszubildenden im Kommissariat? Fest steht: Einer von beiden, die Mitarbeiterin auf dem Karrieresprung oder der Chef, muss den Mord begangen haben.
Rudi Gaul drehte diesen Krimi nach einem Drehbuch, das er zusammen mit Katharina Adler schrieb. Es ist der erste „Tatort“ des gebürtigen Münchners, der auch als Theater- und Opernregisseur arbeitet. Für seinen Erstling „Das Zimmer im Spiegel“ (2007) erhielt Gaul den Publikumspreis des Fünf Seen Filmfestivals. Der Film erzählt die Geschichte der Jüdin Luisa, die während der Zeit des „Dritten Reichs“ von ihrem Mann Karl in einem Zimmer im Dachgeschoss eines Münchner Mietshauses versteckt wird.
Sendehinweis:
Den „Tatort“ mit dem Titel „Videobeweis“ zeigt das Erste am 1. Januar um 20.15 Uhr.