Nicht nur regional klasse

von Redaktion

INTERVIEW Katja Wildermuth über ihr erstes Jahr als BR-Intendantin

Nach bald einem Jahr als Intendantin des Bayerischen Rundfunks (BR) richtet Katja Wildermuth den Sender neu aus. Sie setzt auf mehr Kooperation in der ARD – und ein schärferes Profil ihres öffentlich-rechtlichen Hauses. Ein Gespräch über die Zukunft.

Wie startet die ARD ins neue Jahr?

Die Programmreform, die wir 2021 auf den Weg gebracht haben, ist genau die richtige Weichenstellung für 2022. Immer mehr Menschen konsumieren unsere Inhalte online, zeit- und ortsungebunden. Die Programmreform zielt daher vor allem auch auf die ARD Mediathek als eigenständiges Angebot. Und wir merken, dass wir Relevanz im Digitalen nur gemeinsam erreichen, nicht jede Landesrundfunkanstalt für sich allein.

Mehr gemeinsame Strategie bei der ARD – was bedeutet das für die einzelnen Anstalten?

Die ARD hat eine föderale Struktur, um die uns ganz Europa beneidet. Ihre Bedeutung ist in den vergangenen Jahren in Anbetracht von fortschreitender Globalisierung und Digitalisierung sogar noch einmal gewachsen. Die Menschen erwarten, dass wir bei ihnen vor Ort sind und differenziert berichten. Die regionale Vielfalt ist da wirklich eine große Stärke. Sie sollte unbedingt erhalten bleiben. Es geht aber immer um beides: Einerseits, in der ARD bestimmte Dinge strategisch aufeinander auszurichten und besser zu vernetzen. Und andererseits zu beantworten: Welche Felder besetze ich mit meinem Sender? Wo habe ich eine besondere Kernkompetenz?

Der BR hat als Kernkompetenz die Koordination des Bereichs Dokumentation in der ARD bekommen. Was erwartet uns da?

Als ARD sind wir exzellent bei Reportagen und Dokus. Bislang haben viele Redaktionen jedoch vorwiegend für kürzere Fernsehmagazin-Formate produziert. Unsere neue Programmstrategie sieht vor, dass mehr non-lineare, längere Formate entstehen. Es gibt oft Recherchen, die mehr als einen Magazinbeitrag tragen. Das vertieft ein Thema und kommt in der Mediathek gut an. Und dafür braucht es jemanden, der das orchestriert, Schwerpunkte setzt, Kooperationen organisiert.

Schon aus Sparzwängen werden Sie manches aus dem Programm streichen müssen und nicht nur Neues aufbauen. Wann wird das sein?

Es wird Priorisierung geben müssen. Immer mehr Zuwachs im Digitalen werden wir so nicht durchhalten können. Wir haben im BR eine Evaluation gestartet: Für welche Zielgruppen bieten wir was mit welchem Erfolg und Aufwand an? Wir werden daraus im Laufe des Jahres 2022 als Geschäftsleitung Schlüsse ziehen.

Sie sind zum 1. Februar als BR-Intendantin gestartet – welche Erkenntnisse haben Sie seither gewonnen und was nehmen Sie sich jetzt für den BR vor?

Die Haupterkenntnis: Der BR hat tolle Teams, die trotz pandemischer Einschränkungen ein hervorragendes Programm machen. Eine Frage, die uns in diesem Jahr sehr beschäftigt hat: Mit welchen Stärken positionieren wir den BR in der ARD? Für mich ist die Doku-Koordination eine große, tolle Aufgabe. Mich freut zweitens die Entscheidung, dass wir das Bildungsangebot Alpha für die ARD zu einem digitalen Themenportal für Wissenschaft und Bildung umbauen – mit der Zusage aller ARD-Anstalten, sich redaktionell und produktionstechnisch zu beteiligen. Ein dritter Schritt ist unsere gemeinsame Software-Entwicklungsfirma mit dem SWR mit Sitz in München. Das heißt, dass nicht mehr jede Landesrundfunkanstalt eigene Lösungen erarbeitet, sondern dass man Synergien schafft.

Das Gespräch führten Roland Freund und Anna Ringle.

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