Perfektionistin im Chaos

von Redaktion

TV-Star Andrea Sawatzki spielt in dem ARD-Film „Sprachlos in Irland“ eine Frau, die sich was traut

VON STEFANIE THYSSEN

Am Ende steht sie an der Klippe und springt ins Meer. Es sind bestimmt acht oder zehn Meter, aber diese Connie, Hauptfigur des ARD-Films „Sprachlos in Irland“, traut sich. Lässt es einfach geschehen. Die Frage ist: Hat sich Schauspielerin Andrea Sawatzki auch getraut? Oder war es eine Stuntfrau, die sich da an ihrer Stelle ins eiskalte Wasser gestürzt hat? „Ich hatte es vor“, sagt Sawatzki im Gespräch mit unserer Zeitung und lacht. „Ich hatte schon meinen Sturzhelm auf und meinen Neoprenanzug an. Und die Stuntmänner haben mir gesagt: ,Das ist überhaupt nicht gefährlich. Es kann nichts passieren, wenn man gerade runterspringt und die Fußspitzen ausstreckt.‘“ Aber dann? „Habe ich mich doch nicht getraut. Schweren Herzens, sagt die 58-Jährige, habe sie gekniffen. Später sei sie dann noch mal ans Ufer gefahren und aus ein paar Metern weniger ins Nass gehüpft. Sprünge ins kalte Wasser sind also doch was – für Connie wie für Andrea Sawatzki, die sie spielt.

Im Film ist der Sprung natürlich ein Sinnbild für den Startschuss in ein neues Leben. Connie ist Chefsekretärin in einem Familienunternehmen und hat als gute Seele der Firma mit ausgeprägtem Hang zum Perfektionismus den Laden im Griff. Als allerdings der Junior (Patrick Güldenberg) seinen Vater ablösen und die Geschicke führen soll, ändert sich alles – zumindest für Connie. Denn jetzt ist Englisch die Geschäftssprache. Und das kann die Mittfünfzigerin so gut wie gar nicht. Um ihren Job zu retten, bucht sie einen zweiwöchigen Intensivsprachkurs an der irischen Westküste. Und der bringt ihr dann nicht nur die englische Sprache näher, sondern ihr bisheriges Leben komplett ins Wanken: Connie verliebt sich in ihren „Mitschüler“ Max (Götz Schubert).

Mangels verbaler Kommunikationsmöglichkeiten vor Ort spielt Andrea Sawatzki diese Connie mitsamt ihrer Verzweiflung, ihrer Überforderung und der Fassungslosigkeit angesichts ihrer eigenen Unfähigkeit streckenweise allein durch ihre Mimik – und das so überzeugend, dass sie einige dramaturgische Schwächen wettmacht. „Das war natürlich ein Fest für mich als Schauspielerin“, sagt sie. „Bei einer Komödie ist das Timing das Wichtigste. Sie habe die Szenen immer und immer wieder geübt, damit es auf den Punkt genau sei. „Das Geheimnis bei der Komik liegt darin, dass man die Not der Figur ernst nimmt. Der Zuschauer kann dabei zusehen, was diese Connie alles anstellt, um aus ihrer Not herauszukommen und wieder ihre Ruhe zu finden.“

Ist sie selbst denn eher die Perfektionistin, die leidet, wenn ihr mal etwas misslingt? Oder liebt sie das Chaos? „Bei mir ist es eine Mischung. Ich versuche immer, alles schön ordentlich zu haben und in den Griff zu kriegen. Aber ich bin auch ein Mensch, der Versuchungen nur schwer widerstehen kann.“ Deswegen komme immer wieder alles ins Wanken.

Zurück zum Sprung: Was war die größte Klippe in ihrem Leben, von der sie sprichwörtlich gesprungen ist? Andrea Sawatzki überlegt eine Weile. „Ich bin ständig gesprungen im Leben“, sagt sie dann. „Ich finde das auch wichtig, dass man stetig versucht, etwas Neues auszuprobieren.“

„Sprachlos in Irland“

läuft am Freitag um 20.15 Uhr im Ersten.

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