Es heißt, Sie wollten diese Rolle unbedingt spielen. Warum?
Ja, das stimmt auf jeden Fall schon mal. (Lacht.) Ich finde, Horst Lichter ist eine schillernde Figur. Ich verfolge seine Geschichte schon eine ganze Weile, ja eigentlich schon viele Jahre, ohne dass ich ihn persönlich gekannt habe.
Aber im Zuge des Films haben Sie sich sicher kennengelernt, oder nicht?
Ja, das haben wir. Es ist mit Personen der Zeitgeschichte, die man spielt, immer so eine Sache… In diesem Fall war es für mich ein großer Vorteil, dass Horst Lichter noch lebt und wir uns treffen konnten. Wir haben lange intensive Gespräche geführt. Und ich konnte ihn alles fragen – zu seinem Gemütszustand, zu seinem Seelenleben, zu allem, was ihn bewegt hat und wie er mit den schwierigen Situationen in seinem Leben umgegangen ist.
Und das waren einige… Aufgewachsen in sehr einfachen Verhältnissen. Mit 26 Jahren der erste Schlaganfall, mit 28 der zweite. Eines seiner Kinder aus erster Ehe starb, als es noch ein Säugling war. Dann die Sorge um die krebskranke Mutter.
Allerdings. Einiges mehr hat er mir sogar noch im Vertrauen erzählt, das kommt nicht im Film vor. Er hat mir sein Herz sehr weit geöffnet. Er hat mich in seine Seele schauen lassen. Das war sehr emotional, ich denke, für uns beide. Und es war natürlich ein großer Vertrauensbeweis. Ich weiß jetzt, wie es in seinem Innersten aussieht. Das hat mir beim Spielen am meisten geholfen.
Sie wurden sozusagen zu Horst Lichter, indem er sich Ihnen anvertraut hat?
Ja, so kann man es sagen.
Wie groß war die Angst, ihm nicht gerecht zu werden?
Respekt war schon da, so ist es nicht. Mir war ja auch klar, dass viele Millionen Menschen Horst Lichter kennen und er bei unfassbar vielen sehr beliebt ist. Die haben jetzt alle eine Vergleichsmöglichkeit. (Lacht.) Ich wollte aber vor allem ihn selbst nicht enttäuschen. Seiner Geschichte gerecht werden. Was mir übrigens auch sehr geholfen hat, waren die Hörbücher zu seinen Büchern, die er selbst gesprochen hat.
Lichter spricht breiten Dialekt. Sie sind in Kassel geboren, leben seit vielen Jahren in München. War das nicht ein Problem?
Ich habe schon viele Rollen in Dialekt gesprochen, habe schon auf Hessisch einen Film gedreht, auch auf Hamburgerisch, Schwäbisch. Im Fall von Horst Lichter haben mir die Hörbücher geholfen, die ich immer und immer wieder gehört habe. Andererseits bin ich ja auch Schauspieler, da ist man mit der Sprache vielleicht ein bisschen gewiefter. Hinzu kamen noch Brille und Bart für die äußere Verwandlung. Dann hat es gepasst.
Was, glauben Sie, mögen die Leute so an Horst Lichter?
Er ist ein ehrlicher, offener Mensch, auch ein positiver Mensch, der es immer wieder geschafft hat, aus all seinen Tälern wieder rauszukommen. Er hat sehr viel Humor. Er ist sich immer treu geblieben und gab nie vor, mehr zu sein, als er war und ist. Erinnern Sie sich an die Kochshows mit ihm? Da wurde er von seinen Kollegen in den ersten Jahren schon auch in die Zange genommen, manchmal wurde er auch vorgeführt. Aber er ist da immer ganz elegant rausgekommen. „Ich kann das, was ich kann“, hat er immer gesagt. Er wollte sich gar nicht mit Lafer und Mälzer und Schuhbeck vergleichen. Er muss den Salat nicht heilig sprechen, bevor er ihn anmacht, hat er mal gesagt. Man kann die Sauce auch einfach drübermachen.
Was kann man von Horst Lichter lernen?
Oh! Sehr viel kann man von Horst Lichter lernen. Dass es immer weitergehen kann im Leben. Wenn man die richtige Einstellung findet. Wenn man Dinge zulässt und nicht verzagt und sich von Lasten befreit, die man mit sich rumschleppt. Dass man keine Zeit mit Menschen verbringt, die einem Energie rauben. Und dass man – je weiter die Lebenszeit vorrückt – sich Gedanken macht, mit wem man diese Lebenszeit verbringen möchte. Ganz wichtig: eben nicht mit Arschlöchern.
Das Gespräch führte Stefanie Thyssen.
„Horst Lichter –
Keine Zeit für Arschlöcher“
läuft am Sonntag um 20.15 Uhr im ZDF.