Adam am Abgrund

von Redaktion

„Tatort“-Kritik Saarbrücker Krimi beschert Vater-Sohn-Beziehung ein verwirrendes Finale

VON KATRIN BASARAN

Wie heißt es so schön? Familie kann man sich nicht aussuchen. Der Spruch klingt fast zynisch, taucht man in die Vita des Saarbrücker Kommissars Adam Schürk (Daniel Sträßer) ein: Die Mutter schwach, der Vater ein Sadist, der den Sohn fast zu Tode prügelt, hätte Adams bester Freund Leo Hölzer (Vladimir Burlakov) dem gewalttätigen Treiben nicht per Spatenhieb ein Ende gesetzt. Das war vor 15 Jahren. Doch der Alte ist nicht tot, sondern im Koma, aus dem er Jahre später erwacht – und niemand weiß, an welche Details sich Vater Schürk noch erinnert. Die schwierige Herkunftsgeschichte des jetzigen Kommissars Schürk – in den letzten zwei „Tatort“-Folgen geschickt angerissen – findet in „Das Herz der Schlange“ ein fast schon alttestamentarisches Finale.

Doch zunächst sitzt das Ermittlerteam beim heiteren Glückskekse-Essen beim Asiaten. Dann klingelt Schürks Handy – „Drecksau“ steht im Display. Es ist der verhasste Vater (großartig diabolisch: Torsten Michaelis), der Adam von der kranken Mutter erzählt, worauf der sofort aufbricht.

Kurz darauf werden auch Leo und Kollegin Pia Heinrich zu einem Mord an einer Frau in deren Villa gerufen. Neben ihr liegt ein schwer verletzter Täter, der Safe ist geöffnet, doch nicht ausgeräumt. Im Rauchmelder finden die Ermittler eine Kamera.

Am nächsten Tag erscheint Schürk nicht zur Arbeit. Dafür wird dessen Vater daheim erschossen aufgefunden, Suizid ausgeschlossen. Alle Indizien deuten auf Adam. Hat der Polizist hier vollendet, was vor 15 Jahren misslang? Oder ist dieser Tod inszeniert und ein letzter Schlag des Vaters gegen den Sohn?

Drehbuchautor Hendrik Hölzemann hat hier einen Psycho-Thriller gesponnen, der in seiner Ungeheuerlichkeit hart am Vorstellbaren kratzt. Unbarmherzig lässt er Adam leiden – doch nicht zerbrechen. Geschuldet auch der brüderlichen Freundschaft zum jetzigen Ermittlerkollegen Leo, der wiederum die Loyalität der Kolleginnen Pia Heinrich (Ines Marie Westernströer) und Esther Baumann (Brigitte Urhausen) auf harte Bewährungsproben stellt. Dass beim Kampf der Kommissare um den Kollegen der eigentliche Fall – Sie erinnern sich an die Villa-Tote? – zum Beistück gerät: geschenkt. Nur allmählich wird klar, dass die Fälle miteinander zusammenhängen. Um die Stränge letztlich doch schlüssig zu vereinen, bedient sich Jungregisseurin Luzie Loose (32) oft des Mittels der Rückblenden. Muss sie auch – sonst wäre dieser „Tatort“, der eigentlich eher ein Familiendrama ist, vor allem eines: verwirrend.

Artikel 3 von 3