„Humor ist mir wichtig“

von Redaktion

INTERVIEW Philipp Roth über seine Arbeit als Drehbuchautor der ZDF-Reihe „Der Bergdoktor“

Der Münchner Philipp Roth (49) ist verantwortlich für die Drehbücher der ZDF-Reihe „Der Bergdoktor“. Er erfindet – gemeinsam mit einem Team an Autoren – die Geschichten rund um Dr. Martin Gruber. Ein Gespräch.

Wie wird man „Bergdoktor“-Autor?

Ich habe die Filmhochschule Potsdam-Babelsberg besucht, wollte eigentlich Filmproduzent werden und war als Producer auch zunächst in München tätig. Doch ich wollte lieber als Autor arbeiten und habe mit der Kinokomödie „Schwere Jungs“ mein erstes Drehbuch geschrieben, das von Markus H. Rosenmüller recht erfolgreich verfilmt wurde. Daraufhin hat der Produzent Matthias Walther angerufen und mich für die Neuauflage der Serie „Der Bergdoktor“ angefragt.

Konnten Sie sich das sofort vorstellen?

Ich wollte immer populäres Entertainment machen. Das Konzept zur Serie lag schon vor. Dr. Martin Gruber kehrt aus New York in seine Heimat zurück. Das konnte ich mir gut vorstellen, ich habe auch eine New-York-Vergangenheit. Ich habe erlebt, wie die Menschen nach dem 11. September 2001 um Versöhnung gerungen haben. Um Versöhnung geht es im Grunde auch immer wieder beim „Bergdoktor“.

Da gehen Menschen in schwierigen Situationen aufeinander zu.

Ja. Die Dunkelheit unserer Seele wird ja in vielen anderen Formaten genügend behandelt. Ich möchte die Stärke des Menschen in der Krise betonen und seine Fähigkeit, zu kommunizieren. Es heißt oft, beim „Bergdoktor“ gehe es um eine heile Welt. Aber die Welt ist hier eigentlich ganz und gar nicht heil. Alles liegt durch Krankheit und private Krisen in Trümmern. Aber Dr. Martin Gruber schafft es, dass die Betroffenen in der Krise zusammenrücken.

Trotz dramatischer Geschichten spielt Humor eine große Rolle. Etwa die Frotzeleien zwischen Dr. Gruber und Dr. Kahnweiler.

Genau. Kahnweiler war eigentlich als Grubers Widersacher angelegt. Aber gerade im Krankenhaus spielen sich die tragischen Szenen ab und deswegen war es mir wichtig, genau in diesem Umfeld Humor reinzubringen. So wurde Kahnweiler zum besten Freund Grubers.

Wie muss man sich Ihren Arbeitsalltag vorstellen? Gehen Sie um 9 Uhr ins Büro und schreiben an der nächsten Folge?

Ich gehe tatsächlich meist um 9 Uhr in mein Büro und schaue, dass ich zwischen 18 und 19 Uhr wieder herauskomme. Zwischendurch schreibe ich, habe Besprechungen mit dem Team und gehe auch einfach mal spazieren. Nachtschichten lassen sich trotzdem nicht ganz vermeiden.

Wie recherchieren Sie die medizinischen Fälle? Suchen Sie einfach im Medizinlexikon nach einer schlimmen Krankheit?

So ähnlich. Wir haben mit Pablo Hagemeyer (Autor und Facharzt für Psychiatrie, Red.) einen medizinischen Berater. Manchmal stoße ich auch beim Fernsehen oder in der Zeitung auf eine Krankheit. Zum Beispiel bei unserer Folge „Finale Klarheit“. Ich las etwas über ein wenig erforschtes medizinisches Phänomen, „terminal lucidity“. Patienten, die im Koma lagen, wurden wieder völlig klar, bevor sie wenig später verstarben. Daraus wurde die Geschichte eines Mannes, der seinen verhassten, im Koma liegenden Vater ins Pflegeheim verfrachten will und dann damit konfrontiert wird, dass der Vater wieder das Bewusstsein erlangt.

Schaut Ihre Familie auch den „Bergdoktor“?

Ich schalte am Donnerstag den Fernseher ein und schaue mit meiner Frau und meinen beiden Töchtern. Das ist für mich dann auch Premiere. Um 21.46 Uhr klingelt dann mein Telefon, meine Mutter ist dran und gibt mir Feedback, wie ihr die Folge gefallen hat.

Das Gespräch führte Ute Wessels.

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