Der Geisterjäger

von Redaktion

PORTRÄT Manuel Weiss und seine Serie über die Legende von der „Weißen Frau“, die jetzt im BR läuft

VON RUDOLF OGIERMANN

Ein „Gänsehautmoment“ sei das gewesen, als ihm seine damalige Freundinerstmals von der Legende erzählt habe, erinnert sich Manuel Weiss. Mitten im Ebersberger Forst, auf Höhe der Hubertuskapelle, tauche demnach immer wieder nachts eine weiß gekleidete Frau aus dem Wald auf und sorge dafür, dass Autofahrer tödlich verunglücken. „Das hat in mir etwas ausgelöst, aber erst Jahre später hatte ich Zeit, mich mit dieser Geschichte näher zu beschäftigen.“

Inzwischen kann man den Filmemacher wohl als „Weiße Frau“-Experten bezeichnen, in den Jahren zwischen 2015 und 2017 entstanden zwei Staffeln einer Webserie mit dem schlichten Titel „Ebersberg“, die den Spuk im Forst thematisieren und jetzt im BR Fernsehen und der Mediathek zu sehen sind. Das Drehbuch für eine dritte Staffel gibt es bereits.

In „Ebersberg“ nähert sich Weiss der Legende über einen Youtuber namens Andreas (Florian Günther), der sich mit paranormalen Phänomenen beschäftigt und zusammen mit seinem Spezl Max (Christoph Stoiber) der Legende der „Weißen Frau“ auf den Grund gehen will. Mit einer Videokamera bewaffnet fahren die beiden nachts zur Hubertuskapelle, steigen aus, schalten die Kamera ein und starren in die Dunkelheit. Erst geschieht nichts – dann geht plötzlich die Alarmanlage ihres Autos los. Zu Hause, beim Sichten des Videos, glaubt Andreas eine Gestalt im BMW entdeckt zu haben. Von da an geschieht immer mehr Unerklärliches, Unheimliches, und was als kleines Abenteuer beginnt, endet schließlich tragisch.

Im Rathaus und im Landratsamt von Ebersberg sah und sieht man das Projekt, das immerhin den Namen der Kreisstadt trägt, nach Weiss’ Worten gelassen, auch Drehgenehmigungen – für sie ist das Forstamt in Wasserburg am Inn zuständig – waren demnach stets Formsache, dort allerdings sei man nicht so erfreut gewesen über die „Weiße Frau“-Touristen, die nicht zuletzt durch die Filme angelockt würden. „Das sind keine Touris, sondern Jugendliche aus den Orten rund um den Forst“, erläutert der 39-Jährige: „Die fahren da nachts und am Wochenende mit ihren Freundinnen hin, um sie zu erschrecken.“

Dass sich der BR nach so vielen Jahren für Ebersberg interessiert, freut den Macher. Er hoffe, dass sein Beispiel anderen Mut mache. Aber er habe ohnehin das Gefühl, „dass es langsam ein wenig bunter wird“. Die Sender ließen – mit Blick auf ihre Mediatheken – mehr zu, weil auch die Streamingdienste mehr zuließen. Und es müssten ja nicht immer millionenschwere Produktionen sein. „So kriegen auch Quereinsteiger eine Chance, die nicht den geraden Weg über die Filmhochschulen einschlagen.“

Selbst an die Weiße Frau, überhaupt an Geister, glaubt Manuel Weiss, der im Münchner Stadtteil Waldtrudering daheim ist, übrigens nicht. Er sei kein ängstlicher Mensch, allerdings sei es schon vorgekommen, dass er beim Schneiden des eigenen Films, den er doch so gut zu kennen glaubte, von einem der Effekte überrumpelt wurde: „Da kommt dann plötzlich dieser massiv laute Erschreckton, und dann reißt es dich bei deiner eigenen Arbeit.“

Artikel 2 von 2