Mit schütterem Haar und eisgrauem Bart überzeugt Christian Kohlund seit ein paar Jahren als Charakterdarsteller. In der ARD-Filmreihe „Der Zürich-Krimi“ spielt der 71-jährige Schweizer mit der sonoren Stimme den Anwalt Thomas Borchert, der gemeinsam mit seiner Kollegin Dominique Kuster (Ina Paule Klink) immer wieder in Kriminalfälle verwickelt wird. In seinem neuen Fall „Borchert und die bittere Medizin“, zu sehen heute um 20.15 Uhr im Ersten, wird Borcherts langjährige Freundschaft zum Rechtsanwalt Reto Zanger (Robert Hunger-Bühler) auf eine harte Probe gestellt.
In Ihrem neuen Krimi spielt das Thema Freundschaft eine wichtige Rolle. Was bedeutet Ihnen Freundschaft?
Freunde zu haben, ist ein hohes Gut – wenn man denn welche hat. Im Endeffekt sind es ja nur ganz wenige Menschen, zu denen man wirklich enge Beziehungen aufbaut, und man stellt doch immer wieder fest, dass man selbst auch eine ganze Menge dafür tun muss, um eine gute Freundschaft aufrechtzuerhalten.
Haben Sie viele Freunde?
Nein. Es hat zwar in meinem Leben immer Menschen gegeben, die ich extrem geschätzt habe, aber viele Freunde habe ich nicht. Ich kann sie an einer Hand abzählen.
Gibt es Freundschaften unter Schauspielkollegen?
Sagen wir mal so: Früher am Theater waren wir uns alle sehr nahe. Da wurde viel diskutiert, dabei sind zwar nicht immer gleich Freundschaften entstanden, aber man hat eben sehr eng zusammengearbeitet. Heutzutage stelle ich fest, dass viele Kollegen für sich allein kämpfen und manche vielleicht auch ein bisschen vereinsamen. Man kommt viel weniger zusammen als früher, und Corona hat diese Entwicklung in den vergangenen Jahren noch einmal verstärkt.
Sind Sie mit Ihrer Kollegin Ina Paule Klink befreundet, die im „Zürich-Krimi“ neben Ihnen die zweite Hauptrolle spielt?
Ich würde das schon als Freundschaft bezeichnen, mit ihr kann man sich vor allem ganz hervorragend unterhalten.
In der ersten Szene der neuen Folge schuftet Anwalt Borchert im Garten. Sind Sie auch privat Hobbygärtner?
Nein, gar nicht. Ich finde Gärten toll und genieße den Anblick des wunderbar gepflegten Gartens meiner Nachbarin, habe selbst aber keinen grünen Daumen. Trotzdem habe ich vor vielen vielen Jahren als Schüler einen Gärtnereikurs belegt. Der wahre Grund dafür waren aber nicht die Pflanzen, sondern das Mädchen, in das ich mich damals verguckt hatte und das diesen Kurs belegt hatte. (Lacht.)
Im Garten ist Borchert leger gekleidet, normalerweise trägt er Maßanzüge. Wie ist das bei Ihnen?
Mit Anzügen habe ich privat nichts am Hut, ich kleide mich eher unkonventionell. Ich ziehe mich gerne bunt an und kann mir schon vorstellen, dass das manchen Leuten nicht so gefällt, aber darüber mache ich mir keine Gedanken. Ich bin gerne leger unterwegs.
Das Gespräch führte Martin Weber.