Mord ist ihr Metier

von Redaktion

Bestsellerautorin Nele Neuhaus über den Taunus-Krimi „Muttertag“, den das ZDF heute zeigt

VON ENRICO SAUDA

Die Krimi-Schriftstellerin Nele Neuhaus ist glücklich. „Mein Buch ist wieder auf Platz eins“, freut sie sich über den Erfolg von „In ewiger Freundschaft“ – ihrem zehnten Taunus-Krimi. Ein kleines Jubiläum. „Das ist sensationell“, strahlt sie. „Der Verlag hat schon die dritte Auflage gedruckt. Allein die erste hatte 300 000 Exemplare“, schwärmt die Autorin. Einen von ihnen, den Vorgänger mit dem Titel „Muttertag“, strahlt das ZDF als Zweiteiler heute und am Mittwoch um 20.15 Uhr aus.

In den Hauptrollen sind Annika Kuhl und Tim Bergmann als Ermittler-Duo zu sehen. Dabei verkörpert Kuhl erstmals die Rolle der Kriminalkommissarin Pia Sander, Tim Bergmann spielt erneut ihren Kollegen Oliver von Bodenstein.

Die 54-jährige Neuhaus zählt zu den erfolgreichsten Krimi-Schriftstellerinnen der Nation, hat Millionen von Lesern – doch von Eitelkeit keine Spur. „Wenn du mit 20 so einen Erfolg hast, da kann dir das schnell zu Kopf steigen, aber wenn das mit Mitte 40 passiert und du nach einer Lesung vor 1000 Menschen am nächsten Morgen wieder um 7 Uhr im Büro in der Fleischfabrik sitzen musst, da bleibst du am Boden“, sagt Neuhaus. „Es ist wunderbar, dass ich ein ganz normales Leben führen kann. Besonders der Umgang mit meinen Pferden gehört dazu.“ Der Umgang mit den Tieren erde sie. „Gerade wenn man so viel Erfolg hat, braucht man einen Anker im Leben.“

Und dieser ist ihr Mann Matthias Knöß, den sie 2017 heiratete. Es ist ihr zweiter. Ihr erster Mann war Harald Neuhaus. In seiner Wurstfabrik arbeitete sie und nutzte ihre Freizeit zum Schreiben. Ihr erster Ehemann hielt ihr Hobby für Zeitverschwendung. Jetzt ist „Muttertag“ zu sehen, in der Annika Kuhl die Pia gibt, die zuvor von Kollegin Felicitas Woll gespielt wurde. „Sie war schon für eine Serie gebucht“, weiß Neuhaus auf die Frage, warum Woll nicht mehr dabei ist. Mit der neuen Darstellerin sei sie aber sehr zufrieden. „Annika Kuhl ist authentischer“, findet Neuhaus, die „Muttertag“ schon gesehen hat und auch am Drehbuch mitarbeitete. „Bei allen Problemen, die ich damit habe, mein Buch auf Drehbuchlänge zu kürzen, und obwohl es weh tut, meine Protagonisten, die ich im Kopf habe, plötzlich in Persona zu sehen, muss ich sagen: Es überwiegt der Stolz. Als ich ans Filmset kam und gesehen habe, wie viele Menschen für die Verfilmung meines Buches arbeiten und wie viel Gehirnschmalz darinsteckt, das war toll. Und ich bin froh, dass es weitergeht, denn sie werden wohl auch den nächsten Film machen“, sagt Nele Neuhaus.

„Mein Traum war es immer, Regisseurin zu sein“, sagt sie. Und wer weiß, vielleicht steht sie bei einer der nächsten Verfilmungen nicht vor, sondern hinter der Kamera und gibt Anweisungen. „Ich habe die Bilder immer im Kopf.“ Aber auch Drehbuchschreiben findet sie „ganz toll“. Sie wird noch einige schreiben, denn unlängst hat sie den Vertrag mit dem Ullstein-Verlag um drei weitere Bücher verlängert. Doch zurück zum Film. „Er ist ruhiger, aber gleichzeitig extrem kurzweilig. Es ist ein sehr intensiver Film“, verrät Nele Neuhaus. Was sie auch noch sagt: „Der große Showdown im Flughafen musste aus Kostengründen geändert werden. Und wenn man den Taunus kennt, merkt man, dass diesmal nicht alles hier gedreht wurde.“ Der Grund liegt auf der Hand: „Wegen Corona wurde auch in München und im Umland gedreht.“ Aber eben nicht nur, sondern auch in Königstein, wo Nele Neuhaus auch einen Cameo-Auftritt hat.

Übrigens sind ihre beiden Schwestern ihre ersten Leserinnen. „Schon seit Kindheit an. Und die sind ehrlich. Das ist wichtig. Sie sind konstruktiv kritisch.“ Überhaupt sei sie sehr selbstkritisch, möchte immer besser werden. „Selbst wenn du erfolgreich bist, musst du über den Zaun gucken, Ehrgeiz haben wie ein Sportler“, sagt die 54-Jährige. Der Erfolg habe ihr Leben verändert. „Es ist so ein Vorher und Nachher. Allein das Gefühl, dass ich aus der Begabung, die ich habe, etwas machen konnte, ist unglaublich gut“, sagt Nele Neuhaus.

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