Kein Vereinsleben, kein Trainingsbetrieb – die Frustration sei groß bei den mehr als 300 fränkischen Fastnachtsvereinen, beschrieb Verbandschef Marco Anderlik mit Blick auf die Einschränkungen durch Corona die Stimmung in der Branche. Die „Fastnacht in Franken“ aus Veitshöchheim – für die Brauchtumspfleger ist sie daher mehr als eine Fernsehsendung mit viel Prominenz im Saal und hoher Quote. Sie soll „Signalwirkung“ haben und „den Aufbruch deutlich machen“, hofft der Präsident des Fastnachtsverbands Franken (FVF).
Keine Frage, dass die Sause – im Gegensatz zu anderen Faschings-Formaten des Bayerischen Rundfunks – auch heuer stattfinden wird, und zwar, das wurde am Dienstag bei einer Online-Pressekonferenz klar, zumindest aus der Sicht der Zuschauer so normal wie unter den gegebenen Umständen möglich. Anders als im vergangenen Jahr, als die Sendung stückweise und über mehrere Tage hinweg produziert wurde, wird sie diesmal nonstop aufgezeichnet, und zwar bereits am heutigen Mittwoch. Für die Fans am Fernseher, aber auch für die Künstler und die Gäste im Saal werde sie sich am Freitag ab 19 Uhr wie eine Live-Sendung anfühlen, versprach Tassilo Forchheimer, Leiter des Studios Franken.
Natürlich nicht ganz, denn statt der 600 möglichen werden nur maximal 180 Menschen in den Mainfrankensälen Platz finden, Das Publikum solle schließlich unbeschwert lachen und singen, da seien Abstandsregeln wichtig, so FVF-Chef Anderlik: „Gesundheit geht vor.“ Alle – auch die Mitwirkenden – werden tagesaktuell getestet, außer am Platz muss ferner Maske getragen werden.
Das gilt ebenso für die Politikerinnen und Politiker, deren Gesamtzahl ebenfalls gedeckelt wurde, wie man beim BR betont, die „Fastnacht in Franken“ sei ja vor allem „eine Publikumsveranstaltung“. Erwartet werden Ministerpräsident Markus Söder – er hat bereits zugesagt – und Landtagspräsidentin Ilse Aigner, eingeladen sind ferner Kabinettsmitglieder und Vertreter der Opposition.
Sie alle dürfen die bekannten Stars der Frankenfastnacht genießen – mit Ausnahme der Altneihauser Feierwehrkapell’n, die, wie der zuständige Redakteur Rüdiger Baumann wissen ließ, „von sich aus entschieden hat, nicht aufzutreten“, aufgrund fehlender Probemöglichkeiten wegen Corona könnten sie die von ihnen erwartete Qualität nicht garantieren.
Zur Sache gehen wird es trotzdem, das deuteten anwesende Aktive am Dienstag an. „Wenn wir sie schon nicht tätscheln können“, so Volker Heißmann mit Blick auf die Politprominenz, „werden wir ihnen unsere Aerosole entgegenschleudern“. Ines Procter empfahl dem Landesvater, sollte er verkleidet kommen, ein Kostüm „mit dickem Fell“. Und auch für Bauchredner Sebastian Reich und Nilpferddame Amanda besteht „Redebedarf“. Schon am Montag hatte „Dreggsagg“ Michl Müller im BR Fernsehen angekündigt, Söder werde „einiges abkriegen“.
Zur ganz großen Abrechnung mit den Corona-Maßnahmen von Bund und Ländern soll es allerdings nicht kommen, vielmehr, so Volker Heißmann, der in seiner Heimatstadt Fürth selbst eine Bühne leitet, solle mit der Sendung ein Zeichen gesetzt werden: „Seht her, wenn die ,Fastnacht in Franken‘ stattfinden kann, dann kann man auch wieder ins Theater gehen.“