Diagnose Mord

von Redaktion

Kai Wiesinger als ermittelnder Mediziner im ARD-Kriminalfilm „Dr. Hoffmann – Die russische Spende“

VON MARTIN WEBER

Beim gemütlichen Fernsehabend mit seiner Freundin kommt der Anruf, der alles verändert. Dr. Felix Hoffmann soll im Krankenhaus eine Nachtschicht übernehmen, weil die Personaldecke dort mal wieder zum Zerreißen gespannt ist. Der Arzt macht sich auf den Weg in die Berliner Klinik, wo er sich in seinen Arztkittel wirft und die nächsten Stunden mit Notfallpatienten beschäftigt ist. Den meisten kann Hoffmann helfen, doch einem nicht – dem Ukrainer Mischa Tschenkow. Der stirbt ihm unter den Händen weg. Dr. Hoffmann, gespielt von Kai Wiesinger, ist die Titelfigur des sehenswerten Krimis, der nun Premiere feiert und bei Erfolg als Reihe fortgesetzt wird.

Der Clou an der Geschichte ist die Tatsache, dass Hoffmann den Toten kannte. Er hatte den Mann, der in der Putzkolonne des Krankenhauses arbeitete, einige Wochen zuvor schon einmal behandelt und als kerngesund entlassen. Deshalb will der pflichtbewusste Mediziner ganz genau wissen, woran sein Patient gestorben ist. Er veranlasst eine Obduktion und setzt damit ein Drama in Gang. Tschenkows Leiche verschwindet, seine Patientenakte ist ganz offensichtlich manipuliert worden, und einige von Hoffmanns Kolleginnen und Kollegen verhalten sich merkwürdig. Also beschließen Dr. Hoffmann und seine krimibegeisterte Freundin Celine (Isabell Polak), selbst zu ermitteln.

Spätestens seit der „Schwarzwaldklinik“ ist das Krankenhaus im deutschen Fernsehen der Ort, an dem sich freundliche Halbgötter in Weiß und fleißige Krankenschwestern um dankbare Patienten kümmern, es wird vor allem geheilt, getröstet und geliebt. Nicht so bei „Dr. Hoffmann“. In dem Neunzigminüter „Die russische Spende“ erscheint das Krankenhaus als Ort des Verbrechens. Trotzdem hat Regisseur Max Zähle den Film nicht als düsteren Thriller inszeniert, sondern erzählt mit heiteren Untertönen, untermalt von einer locker-flockigen Musikbegleitung des Filmkomponisten Florian Tessloff, die einen ganz eigenen Akzent setzt.

Die coole Musik steht in einem reizvollen Kontrast zum dramatischen Geschehen im Bild, unterstreicht aber auch die durchaus heitere Note des Krimis, für die in erster Linie das Ermittler- und Liebespaar Hoffmann und Celine zuständig ist. Der idealistische Arzt und die von Mordgeschichten begeisterte Lehrerin leben im selben Haus, aber in getrennten Wohnungen, und sie haben sich auf eine offene Beziehung verständigt – was Celine aber keineswegs davon abhält, ihrem Liebsten eine zu knallen, als sie ihn bei einem Seitensprung ertappt zu haben glaubt.

Für Kai Wiesinger ist die Rolle als Dr. Hoffmann sozusagen die späte Erfüllung eines Jugendtraums. Er wollte selbst Arzt werden. „Ich habe nach dem Abitur Zivildienst geleistet, war als Rettungssanitäter beim Roten Kreuz unterwegs und habe mich begeistert über die eigentliche Aufgabe hinaus medizinisch weitergebildet“, erzählt er im Interview. Er habe sich damals gut vorstellen können, Arzt zu werden, dann habe er sich nach zwei Jahren doch für die Schauspielerei entschieden. „Mein Abi war nicht so gut, dass ich gleich mit dem Medizinstudium hätte anfangen können“, erinnert er sich. „Und so ist mein ursprünglicher Wunsch wieder zum Tragen gekommen und ich bin Schauspieler geworden.“

Klar, dass er sich die Fortsetzung des Krimis in der Klinik erhofft. Vorlagen gibt es ausreichend. Sieben Romane hat „Dr. Hoffmann“-Erfinder Christoph Spielberg bereits veröffentlicht. „Ich hoffe, dass wir die alle verfilmen“, so der vielfach ausgezeichnete Schauspieler, der seinen Durchbruch 1992 mit der Komödie „Kleine Haie“ hatte: „Mir hat die Arbeit viel Freude gemacht, und ich würde mir den weißen Kittel sehr gerne noch weitere Male überstreifen.“

Artikel 2 von 2