Die Aufzeichnung der Prunksitzung „Fastnacht in Franken“ aus dem unterfränkischen Veitshöchheim war kaum im Kasten, da waren die ersten Politpromis schon voll des Lobes. Nach einem Jahr Pause sei es „Konfetti für die Seele“, eine solche Veranstaltung mit Publikum miterleben zu dürfen, sagte die bayerische Landtagspräsidentin Ilse Aigner (CSU) am Mittwochabend. Und Ministerpräsident Markus Söder (CSU) urteilte: „Es war echt super.“ Wie berichtet, wird die Traditionssendung heuer wegen Corona nicht live ausgestrahlt, die Zahl der Zuschauerinnen und Zuschauer in den Mainfrankensälen wurde auf rund 180 begrenzt, möglich wären 600. Heute ab 19 Uhr strahlt der Bayerische Rundfunk (BR) die rund vierstündige „Live-on-tape“-Aufzeichnung aus.
Frankens Narren zeigten sich angriffslustig, sie thematisierten in ihren Beiträgen vor allem die Corona-Politik der Staatsregierung, die neue Bundesregierung und den Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche. Kabarettist Oliver Tissot kritisierte etwa eine „pandämliche Politik“. Martin Rassau ätzte, Söder habe in kürzester Zeit eine Wandlung „vom Inzidenz-Inquisitor zum Öffnungs-Onkel“ durchgemacht. Und „Dreggsagg“ Michl Müller konstatierte, der CSU-Chef habe seine Meinung so oft geändert, dass man ihn „die Drehtür Bayerns“ nenne. Die drehe sich so schnell, dass „ein Söder zehn Windräder“ ersetze.
Weitere Spitzen trafen die neue Berliner Ampel aus SPD, Grünen und FDP. Peter Kuhn erinnerte in seiner Rolle als politischer Gärtner fast schon melancholisch an Alt-Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU): „Die Gärtnerin besaß noch Stärke, der Rest waren nur Gartenzwerge.“ Auch mit Impfskeptikern und Corona-Leugnern ging er hart ins Gericht: „Wenn es doch Mittel gibt, die nützen, warum soll man dann nicht spritzen?“, fragte er und antwortete sich selbst: „Besser künstlich einen Schutz erworben, als natürlich dran gestorben.“
Zielscheibe war jedoch immer wieder der Landesvater, der, wie immer seit seinem Amtsantritt, im Smoking erschienen war und die Frotzeleien mal amüsiert, mal betont gelassen zur Kenntnis. Animiert vom Geschehen im Saal und auf der Bühne kündigte er ein Comeback im Kostüm an: „Ich will nächstes Jahr auf jeden Fall wieder verkleidet kommen.“ Der CSU-Chef machte früher jedes Jahr mit spektakulären Verkleidungen von sich reden, etwa als König Ludwig II., Marilyn Monroe oder als Zeichentrickfigur Shrek.
Zwar hatten die Veranstalter entsprechend der reduzierten Gesamtzuschauerzahl im Saal auch die Zahl der Politpromis gedeckelt, die wichtigsten Politikerinnen und Politiker waren gleichwohl im Saal, mehr oder weniger originell kostümiert. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) kam als „schwarzer Sheriff“ – das brachte ihm sogar den Spott Söders ein, der anschließend sagte, Herrmann komme „seit 50 Jahren“ im selben Outfit. Landtagspräsidentin Aigner erschien als „Engelin Aloisia“ aus „Ein Münchner im Himmel“.
Im vergangenen Jahr hatten der BR und der Fastnachtsverband Franken wegen Corona auf eine Live-Show verzichten müssen und stattdessen eine aus mehreren Beiträgen zusammengeschnittene Sendung ausgestrahlt, vor einer Handvoll Publikum. „Fastnacht in Franken“ flimmerte im BR Fernsehen erstmals 1987 über die Bildschirme, nur einmal, 1991, fiel sie wegen des Zweiten Golfkriegs aus. Die Show ist deutschlandweit eine der meistgesehenen Sendungen des BR-Fernsehens, im vergangenen Jahr sahen 2,81 Millionen Zuschauer zu.