Normalerweise schreibt man bei Interviews gern „Lacht“ als Zusatz hinter manche Sätze. Bei Sandra Borgmann würde das den Rahmen sprengen. Die 47-Jährige ist so voller Lebensfreude und während unseres Gesprächs vernimmt man immer wieder ihr mitreißendes Lachen. Ab heute ist die in Mülheim an der Ruhr geborene Wahl-Hamburgerin an der Seite von Henning Baum in „Der König von Palma“ zu sehen. Auf RTL+ ist die sechsteilige Serie von nun an abrufbar. Baum und Borgmann spielen Matthias und Sylvie Adler, die in den Neunzigern von Dortmund nach Mallorca ziehen, um neu anzufangen. Ein Gespräch mit Borgmann über Malle – und das Glück des alkoholfreien Lebens.
Der Ruhrpott-Dialekt wird Ihnen als gebürtiger Mülheimerin nicht fremd sein. Wie schwierig war es für Sie, in diesen Slang zu rutschen?
Leicht. Zu Hause haben wir zwar kein Pott gesprochen, aber ich bin halt in dem Setting Ruhrgebiet aufgewachsen. Das ist mein Heimatdialekt.
Über die Sprache drückt sich auch eine Mentalität aus. Wie sind die Menschen im Ruhrgebiet?
Geradeaus. In der Kommunikation mit anderen wählen sie immer den kürzesten Weg. Man sacht, was man denkt. Vielleicht durch den Bergbau, denn unter Tage musste man so direkt kommunizieren, um zu überleben. Im Berg sollte man nicht um den heißen Brei herumreden.
Die Ruhrpottler in der Serie wandern nach Mallorca aus. Welche Beziehung haben Sie zu der Ferieninsel?
Ich finde Mallorca wahnsinnig schön. Den Ballermann kenne ich allerdings gar nicht.
Nie Sangria aus Eimern getrunken?
Nee! Ich habe allgemein aufgehört, Alkohol zu trinken. Seit rund eineinhalb Jahren habe ich mit dem ganzen Trinken überhaupt nichts mehr am Hut.
Klingt gerade für jemanden in Ihrer Branche nicht einfach: Ständig wird man auf Premieren oder anderen Filmfesten mit Alkohol konfrontiert. Fällt Ihnen das gar nicht schwer?
Nein, überhaupt nicht. Die Entscheidung, ohne Alkohol zu leben, war mein Umzug auf meine Insel. In unserer Kultur koppeln wir Feiern und Spaß-Haben an Sich-Betäuben. Wie wir Freude, Ausgelassenheit, Entspannung denken, ist total mit Alkohol verknüpft. Und für mich ist das einfach nicht mehr gekoppelt. Beim Abschluss vom „König von Palma“ beispielsweise habe ich stattdessen die ganze Nacht durchgetanzt, bin in den Morgenstunden schön mit dem Auto nach Hause gefahren und noch ein paar Runden geschwommen, während die Sonne aufging. Es ist komisch, wie schnell Alkohol unwichtig werden kann. Silvester hatten wir völlig vergessen, Getränke überhaupt einzukaufen. Wir hatten nur Wasser im Haus, Nachbarn haben uns dann Limo geschenkt.
Sonst würde man Silvester mit Alkohol anstoßen.
Ja, das ist bei uns der Ritus. Doch man kann auch ganz anders feiern. Je nachdem, was man gerne macht. Wir kochen zum Beispiel wahnsinnig gerne. Oder gehen ins Kino oder an die Elbe. Warum trinken Menschen Alkohol? Eigentlich, weil sie verbunden sein wollen. Und da gibt es viele alternative und sehr gesellige Arten und Weisen.
Das Gespräch führte Katja Kraft.