„Rotkäppchens“ Erfinder

von Redaktion

INTERVIEW Schauspieler und Drehbuchautor Stefan Betz über seinen ersten „Tatort“

Mitten im Münchner Fasching wird auf einer Treppe am Isarhochufer die Leiche eines älteren Mannes gefunden. Eine erste Spur führt zu „Irmis Stüberl“, wo sich das Opfer zuvor mit einem kostümierten Gast gestritten hat. Wichtigste Zeugin ist die als „Rotkäppchen“ verkleidete Silke Weinzierl (Nina Proll). Wer ist diese Frau? Die Kommissare Ivo Batic (Miroslav Nemec) und Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) sind schon bald überzeugt davon, dass sie mehr mit der Sache zu tun hat, als sie zugibt. Eine besondere Rolle in diesem „Tatort“ mit dem Titel „Kehraus“, den das Erste an diesem Sonntag um 20.15 Uhr zeigt, spielt diesmal Stefan Betz, der erneut als Assistent Richard „Ritschy“ Semmler zu sehen ist. Der 52-Jährige schrieb zusammen mit Stefan Holtz nämlich das Drehbuch zu diesem Fall. Nicht sein erstes, der gebürtige Landshuter verfasste unter anderem bereits die Bücher zu fünf Eberhofer-Krimis nach den Romanen von Rita Falk.

Wie schreibt es sich für eine so renommierte Reihe, in der man selbst mitspielt?

Vom Wahnsinn umwabert bin ich ja durch meine Arbeit an den Eberhofer-Krimis, da schreckt mich der „Tatort“ nimmer. (Lacht.) Man füllt halt Seite um Seite, liest, arbeitet das eine oder andere noch ein. Es ist ein Wechselbad der Gefühle zwischen „Das wird ganz super!“ und „Oje, interessiert diese Geschichte überhaupt irgendjemand?“. Ob man für den „Tatort“ schreibt oder für ein anderes Format, macht da keinen Unterschied.

Haben die beiden Silberrücken Sie auch mal beiseitegenommen, nach dem Motto: „Pass auf, Spezi, diese Pointe schreibst Du bitte in meinen Text?“

Nein, dafür gibt es ausführliche, offizielle Buchbesprechungen mit den beiden in Anwesenheit von Produktion, Redaktion und Regie. Udo und Miro kennen ihre Rollen am besten, die machen das ja auch schon ewig und sind von Anfang an engagiert dabei. Oft geht’s da ja auch um ein Abklopfen der Dialoge: Was funktioniert und was nicht?

So ein Drehbuchauftrag schafft ja auch die Möglichkeit, die eigene Rolle auszubauen…

Naa, ich kann für mich selbst überhaupt nicht schreiben, ich finde das ganz furchtbar. Deshalb habe ich zum anderen Stefan gesagt: Das machst Du!

Und der hat Ihnen dann etwas mehr Text gegeben?

Nein, der Ritschy Semmler ist ja nur der zweite Assistent. Wenn eine Rolle gekürzt werden muss, dann ist das aus Autorensicht die erste, die dafür infrage kommt, so realistisch muss man’s sehen. Auch wenn ich mich jedes Mal freue, wieder dabei zu sein.

Was ist der Hauptunterschied zwischen der Arbeit für die Eberhofer-Krimis und der für den „Tatort“?

Beim „Tatort“ muss die Handlung in der Realität verankert sein. Beim Eberhofer ist es so, dass man überlegt: Wie würde es jetzt im normalen Krimi weitergehen? Dann machen wir es hier gerade nicht so! Das ist einfach dem Genre geschuldet. Aber ich glaube, die Leute gehen nicht zum Eberhofer ins Kino, weil sie erwarten, dass ihnen das Blut in den Adern gefriert. Sondern die gehen wegen der Komödie rein.

Das Gespräch führte Rudolf Ogiermann.

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