Ein gutes Vierteljahrhundert ist es her, dass Michael Mittermeier mit seinem ersten Soloprogramm „Zapped“ die deutsche Fernsehlandschaft verarbeitete und damit bundesweit bekannt wurde. In der Zwischenzeit hat sich einiges getan, und zu den „Waltons“ und „MacGyver“ kamen „Game of Thrones“ und „Squid Game“ hinzu. Der bekennende TV-Junkie Mittermeier, inzwischen 55 Jahre alt, wagt nun einen erneuten Blick auf die Mattscheibe, diesmal aber in Buchform. „Nur noch eine Folge!“ heißt das Werk, in dem sich teils hanebüchene, teils sehr persönliche Geschichten rund um bekannte Serienhelden ranken. Im Gespräch mit unserer Zeitung verrät der Kabarettist unter anderem, wie „Raumschiff Enterprise“ sein Leben veränderte.
Mit Ihrem Programm „Zapped“ haben Sie Ihre Karriere gestartet, das war 1996…
Und viele haben sich damals gefragt, wie man auf die Bühne gehen kann mit einem Programm über das Fernsehen. Dabei bildet Fernsehen doch die Realität ab. Eine Serie wie „Bonanza“ war nur damals möglich, in einer gewissen Zeit mit den entsprechenden Umständen. Ein „Squid Game“ entsteht auch nicht einfach so. Und „Game of Thrones“ kam, als alle dachten, dass Fernsehen schon längst tot sei.
Einst sollte das Fernsehen der Tod des Kinos sein, jetzt das Internet der Tod des Fernsehens. Sehen Sie das auch so?
Ich mache alles am Fernseher. Ich schaue doch nicht Netflix auf dem Handy! Ich bin ausgerüstet, besser als jedes Vorstadtkino.
Sie kommentieren im Buch nicht nur alte und neue Fernsehprogramme, sondern stellen sie in gesellschaftliche oder familiäre Zusammenhänge.
Es war mir wichtig, nicht einfach die alten Sachen abzufeiern. Ich wollte sie in einen Kontext stellen und zu jedem Ding eine Geschichte erzählen. Wenn ich etwa die Fragerei von Inspektor Columbo mit den Fragen meiner Tochter Lilly in Zusammenhang bringe, mir Gedanken mache, ob Fernsehverbot die Höchststrafe war, oder mich daran erinnere, wie ich durch den Film „Omega Mann“ den Horror vor Zombies lernte.
Wie streng sind die Fernsehregeln für Ihre Tochter – sie ist 14?
Es gibt natürlich schon so ein paar No Gos. Alleine darf sie nur Sendungen sehen, die ihrem Alter entsprechen. Alles andere sehen wir uns, wenn überhaupt, zusammen an.
Wie wichtig ist das gemeinsame Fernsehen mit Kindern?
Das ist schon sehr wichtig. Man schaut sich etwas gemeinsam an, spricht darüber und diskutiert. Etwa über das Frauenbild, das man vorgesetzt bekommt. Mit meiner Tochter „Germany’s Next Topmodel“ anzuschauen, war schon sehr lustig. Die meisten schrägen Kommentare kamen da von ihr.
Wie machen Serien Menschen süchtig?
Alles, was mit Leidenschaft gemacht wird, nimmt einen mit. So eine Serie wie „Ted Lasso“, da ist so viel Herz drin. Da denke ich immer, das kann kein schlechter Mensch gewesen sein, der das geschrieben hat. Oder nehmen wir „Raumschiff Enterprise“. Ich habe Gene Roddenberrys Buch über die Entstehung der Serie dreimal gelesen. Da beschreibt er, was ihm vorschwebte, als er diese Welt entwickelte. Und sie haben mich damals mitgenommen ins Weltall. Alleine der Spirit von „To go where no man has gone“, das habe ich seitdem in mir so drinnen.
Noch immer?
Klar. All die Dinge, die ich erlebt habe, mit Jerry Lewis eine Stunde auf der Couch sprechen, Begegnungen mit Idolen, oder als ich beschlossen habe, in New Yorker Comedy Clubs aufzutreten. Jeder hat gesagt, das geht nicht. Ging aber doch. Das war alles ein wenig im Sinne des „Star-Trek“-Spruchs.
Sie schreiben im Buch, Ihre Tochter habe sich nach dem Anschauen einer „Lassie“-Folge einen Hund gewünscht. Hat sie einen bekommen?
Gott bewahre! Bei zwei Künstlern im Haus, die ständig unterwegs sind – wer kümmert sich um den Hund? Ich liebe meine Tochter, aber ob sie bei Wind und Wetter und wann immer es sein muss, mit ihm rausgeht? Ich kenne sie!
Das Gespräch führte Antonio Seidemann.
Michael Mittermeier
liest am Montag, 4. April, und am Montag, 2. Mai, jeweils um 20 Uhr, im Münchner Lustspielhaus aus seinem Buch. Karten gibt es unter lustspielhaus.de.