Die Kunst und der Tod

von Redaktion

In ihrem dritten Fall bekommen es die Schweizer „Tatort“-Ermittlerinnen mit einer obskuren Sekte zu tun

VON CHRISTIANE OELRICH

„Schattenkinder“ beginnt mit einem Leichenfund. In einer Fabrikhalle entdeckt der dorthin gelockte Schönheitschirurg Beat Gessner (Imanuel Humm) seinen bizarr verpackten Sohn Max (Vincent Furrer), wie inszeniert leblos von der Decke hängend. Noch dazu ist der Tote kahlgeschoren und nicht nur im Gesicht, sondern auch auf der Hornhaut der Augen tätowiert – eine extrem schmerzhafte Prozedur.

In ihrem dritten Fall, zu sehen an diesem Sonntag um 20.15 Uhr im Ersten, bekommen es die Zürcher „Tatort“-Kommissarinnen Isabelle Grandjean (Anna Pieri Zuercher) und Tessa Ott (Carol Schuler) schon bald mit der Künstlerin Kyomi (Sarah Hostettler) zu tun, die Max und zwei weitere junge Leute als Kunstobjekte vermarktet. Die sind ihr ergeben wie einer Sektenführerin. „Wir müssen mit dem Schmerz in Verbindung treten“, doziert Kyomi: „Eine Wunde, die heilen soll, muss man sehen.“ Was treibt die Künstlerin an, die eine hypnotisierende Wirkung zu haben scheint – offenbar auch auf Tessa Ott? Und welches Geheimnis hat Max’ Vater?

Wie sich herausstellt, wurde sein Sohn als Bub von seinem Schwimmlehrer missbraucht. Auch die anderen beiden Jünger Kyomis haben in ihrer Jugend traumatisierende Erfahrungen gemacht. Kindesmissbrauch in einem Unterhaltungsformat wie einem Krimi zu behandeln, brauche Fingerspitzengefühl, sagt Anna Pieri Zuercher: „Wir sind als Schauspieler hier die Vermittler eines schwierigen Themas. Deshalb ist die Konzentration am Set besonders hoch.“

Stefanie Veith und Nina Vukovic schrieben das Buch zu diesem Fall, Christine Repond führte Regie. Taten sich die Ermittlerinnen in den ersten beiden Folgen aus Zürich noch sehr schwer miteinander, finden sie nun zusammen. „Etwas Tiefes beginnt die beiden zu verbinden“, sagt Zuercher. „Isabelle ist die Perfektionistin, Tessa mehr wild und punkig, aber wenn beide ihre Stärken zusammenbringen, können sie als Team über ihre Grenzen gehen. Dann sind sie wie eine Superheldin mit zwei Köpfen.“

Die beiden Schauspielerinnen geben sich selbstbewusst angesichts der in der Regel deutlich geringeren Quoten der Folgen aus dem südlichen Nachbarland. „Diese Meinung hat sich so eingeschliffen, dass Schweizer ,Tatorte‘ angeblich nicht gut sind, aber das ist nicht fair“, sagt Zuercher. „Wir können mit den anderen mithalten.“

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