Tod im Konsulat

von Redaktion

3sat zeigt Bryan Fogels Film „Der Dissident“ über Jamal Khashoggi, der Opfer eines Auftragsmordes wurde

VON MONIA MERSNI

Es ist ein Fall, der weltweit Entsetzen auslöste. Am 2. Oktober 2018 betritt Jamal Khashoggi, bekannter Journalist und Kritiker des mächtigen Kronprinzen Mohammed bin Salman, das saudische Konsulat in Istanbul. Er will Dokumente für die Hochzeit mit seiner türkischen Verlobten abholen. Doch aus dem Verwaltungsgebäude kommt er nicht mehr lebend heraus. Der Dokumentarfilm „Der Dissident“, zu sehen morgen um 20.15 Uhr bei 3sat, rekonstruiert den Fall. Autor Bryan Fogel hat dazu zahlreiche Interviews geführt. Neben der Verlobten Khashoggis kommen Vertreter der türkischen Polizei und der Staatsanwaltschaft zu Wort. Ebenso Freunde des Journalisten, die UN-Sonderberichterstatterin und Medienmacher.

Auch, wenn man sich zu Beginn noch fragen mag, wer er ist, eine zentrale Rolle nimmt ein junger Dissident und Aktivist ein, der mit Khashoggi arbeitete und nach eigenen Angaben in Kanada weiter um sein Leben bangt. Zudem werden Videos, Fotos und Mitschnitte aus dem Konsulat gezeigt, die noch einmal deutlich machen, welchem tödlichen Gefüge aus Macht und Manipulation Khashoggi zum Opfer fiel.

Zeitweise verschwimmen in „Der Dissident“ die Grenzen zwischen Thriller und Dokumentation, kein Wunder, der Fall wirkt wie mit viel Fantasie von einem Drehbuchautor erdacht – ein Auftragsmord im Konsulat und ein Machthaber, der nicht dafür bestraft wird. Durch aufwendige Computeranimationen, Montagen und Soundeffekte hat der Film das Potenzial, auch an Dokus weniger interessierte Menschen zu fesseln.

Dem Regisseur ging es nach eigener Aussage um viel mehr als eine Untersuchung der grausamen Tötung Khashoggis. In einem Interview zu der Dokumentation sagte er, es habe sich gezeigt, dass weder die USA noch die EU ein Interesse daran hätten, „die Attentäter zu bestrafen oder Sanktionen zu verhängen“. Für seinen Vorgängerfilm „Ikarus“ über das russische Staatsdoping, der 2017 für Netflix produziert worden war, hat Bryan Fogel einen Oscar für den besten Dokumentarfilm bekommen. Bei der Verleihung sagte er: „Wir hoffen, dass ,Ikarus‘ ein Weckruf ist, über Russland, aber mehr noch über die Wichtigkeit, die Wahrheit zu sagen. Jetzt erst recht.“

Gleiches gilt wohl auch für diesen Film. Der Auftragsmord an einem kritischen Journalisten ist mehr als ein Alarmsignal in einer Zeit, in der Despoten für den Machterhalt buchstäblich über Leichen gehen.

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