Experiment gescheitert

von Redaktion

Die neu BR-Show „Fakt oder Fake?“ will spielerisch Fälschungen aufdecken, verfehlt jedoch ihr Thema

VON RUDOLF OGIERMANN

Was ist wahr, was schlichtweg Lüge an den Nachrichten, die Tag für Tag über die unterschiedlichsten Kanäle auf uns einprasseln? Welchen Bildern, welchen „Originaltönen“ kann man noch trauen? Auch beim Bayerischen Rundfunk (BR) gibt’s längst Faktenchecker (hier heißen sie „Faktenfüchse“), die Videos und Fotos beispielsweise aus Kriegsgebieten auf ihre Echtheit prüfen. Nun hatte auch die Unterhaltungsabteilung des Münchner Senders die Idee, sich mit diesem Thema zu beschäftigen. Es war keine gute, das lässt sich nach dem Sichten der ersten Folge von „Fakt oder Fake?“ sagen.

In sechs Folgen – die erste läuft heute um 22.05 Uhr im BR Fernsehen – präsentiert Moderator Sebastian Meinberg seinen prominenten Studiogästen „unterhaltsam Fälschungen und Täuschungen, aber auch einige verblüffende Wahrheiten“. Doch wer eine Art Coaching im Umgang mit Fake News erwartet hat, wird enttäuscht. Stattdessen entpuppt sich das Format über weite Strecken als eine Art Chemiestunde, in der es qualmt, zischt und blubbert wie einst in der „Knoff-Hoff-Show“ des ZDF.

Da wird darüber gerätselt, ob es Feuertornados gibt und ob es sein kann, dass man durch das Zusammenschütten zweier Flüssigkeiten eine „Schaumexplosion“ erzeugen kann. Was ist an solchen Bildern Fake? Wer hätte ein Interesse daran, sie zu verbreiten und mit welchem Ziel? Und bei den vom Sender großspurig angekündigten „verblüffenden Wahrheiten“ geht es allen Ernstes um die uralte Frage, ob Frauen wohl mehr reden als Männer. Dass zu allen Programmpunkten Experten geladen wurden, die die Dinge „aufklären“, macht es nicht besser.

Geradezu befremdlich die Aufgekratztheit, um nicht zu sagen Albernheit der Gäste (in diesem Fall Schauspielerin Elena Uhlig, Sternekoch Alexander Herrmann und Kabarettist Michael Altinger), die die Sendung nach Kräften dazu nutzen, sich selbst die besten Pointen zu sichern, und dabei den Moderator schlecht aussehen lassen.

Dass am Ende ein Video als Fälschung entlarvt wird, das den Eindruck erweckt, Enten würden nur bei Grün die Straße überqueren, illustriert das Niveau dieser Sendung aufs Schönste. Die „Faktenfüchse“ aus dem eigenen Haus werden da die Köpfe schütteln – sehr wahrscheinlich nicht nur sie.

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