Vor dem Erben kommt nunmal das Sterben – das ist auch in der schwarzen Komödie „Familienerbe“, die das Erste heute um 20.15 Uhr zeigt, nicht anders. Am Tag vor der großen Feier zum 40. Hochzeitstag von Georg (Walter Kreye) und Regine Schlegel (Sabine von Maydell) kommen deren drei Kinder in der noblen Villa am Ufer des Bodensees zusammen, das Schmuckstück ist seit Generationen in Familienbesitz. Doch dann reißt ein Unfall die beiden Verhaltensforscher mit dem Spezialgebiet Menschenaffen aus dem Leben. Die geplante Jubel- wird jäh zur Trauerfeier, und der Streit ums Erbe ist eröffnet.
Ulrike C. Tscharre spielt in dieser Ensemblekomödie die schwäbelnde Spießerin Maren. Die perfektionistische Hausfrau lebt seit Jahren mit ihrem Mann Torsten (Torben Liebrecht) in der Ufervilla und meldet gleich mal Eigenbedarf an. Sie will auch noch eine Ferienwohnung im Obergeschoss einrichten, um sich damit ein Zubrot zu verdienen. Ganz anders Leo (Christina Hecke), Marens Halbschwester. Die Feministin ist mit ihrer schwarzen Freundin Lissai (Ivy Quainoo, Gewinnerin der ersten „The Voice of Germany“-Staffel) angereist und will das Haus zum Heim für verfolgte Transsexuelle machen, die in ihren Heimatländern um ihr Leben fürchten müssen. Und dann ist da noch Mattes (Lucas Prisor), der einzige Sohn der Schlegels, ein Kindskopf, der laufend neue Geschäftsideen hat und damit regelmäßig pleitegeht. Er will, dass die Villa verkauft wird, damit er seinen Teil des Erlöses kassieren kann.
Die Geschwister ahnen zunächst nicht, dass es eine weitere Anwärterin aufs Erbe gibt – Judith (Anne-Marie Lux), die als Kunststipendiatin in der Villa weilt, ist Georgs bei einem Seitensprung gezeugte uneheliche Tochter. Dann stellt sich zu allem Überfluss auch noch heraus, dass die vermeintliche Traumvilla einen doppelten Boden hat, denn auf dem Haus lasten hohe Schulden – und der Geschwisterzwist bekommt dadurch eine ganz neue Richtung.
Regisseur Holger Haase inszenierte seine sommerliche Komödie mit Liebe zum Detail als eine Farce aus der baden-württembergischen Provinz. Da gibt es auch mal eine Slapstickeinlage im Bildhintergrund, und so mancher Gag ist bewusst überzeichnet. Man spürt den Spaß von Drehbuchautorin Simone Kollmorgen an den so unterschiedlichen „Typen“ ihres Films und an den pointierten Dialogen, die sie ihnen in den Mund legt.
Der parkähnliche Garten der Villa, der glitzernde Bodensee, der warme Sonnenschein – diese stimmungsvolle Kulisse gibt dem Film eine fast unwirkliche Atmosphäre. Doch vor diesem hübschen Hintergrund werden auch brandaktuelle Themen behandelt, es geht um Geschlechterrollen, unterschiedliche Lebensmodelle, Rassismus und politische Korrektheit. Dabei hebt die Autorin nie mahnend den Zeigefinger und ergreift auch nicht Partei. Alle Protagonisten bekommen gleichermaßen ihr Fett weg.
Auch brandaktuelle Themen werden im Film verhandelt