Die Milbergs im Doppelpack

von Redaktion

Im Kieler „Tatort“ spielt Schauspiel-Spross August den jungen Axel – ein Interview mit Vater und Sohn

Sein neuer Fall ist gleichzeitig eine Reise in die eigene Vergangenheit: Als im Wald bei Kiel ein Skelett entdeckt wird, ist Klaus Borowski sofort klar: Die Leiche muss seine Jugendfreundin Susanne sein. 1970 war er mit ihr auf dem Weg nach Fehmarn als sie nach einem Streit spurlos verschwand. Das Verbrechen von damals wurde nie aufgeklärt und steht nun im Zentrum des „Tatorts“ von diesem Sonntag: „Borowski und der Schatten des Mondes“.

Der junge Borowski wird dabei gespielt vom jungen Milberg: August (18) schlüpft in die Rolle seines Vaters Axel Milberg (65) alias Kommissar Klaus Borowski. Am vergangenen Freitag sind wir zum Interview verabredet, in der Früh um neun. Zwei Stunden später schreibt August eine Französisch-Abi-Klausur.

August, das nenn ich mal nervenstark. Sind Sie immer so?

August Milberg: Ja, bin ich schon. (Lacht.) Das habe ich wahrscheinlich von meinen Eltern geerbt, das ist eine gute Mischung.

Haben die guten Nerven Ihnen auch beim Drehen geholfen? Es ist immerhin Ihr erster Film, August.

August Milberg: Klar, das hat mir schon geholfen. Wobei ich in meiner etwas längeren Szene – da werde ich als Zeuge verhört – schon ziemlich aufgeregt war. Das war ein Gefühl, das ich zuvor noch nie gespürt hatte. Ich stand ja auch noch nie im Rampenlicht. Als mir nach dem Dreh dann viele gesagt haben, dass das ganz gut war, war ich ziemlich glücklich und erleichtert.

Wer hatte die Idee, August zu besetzen?

Axel Milberg: Das war Johannes Pollmann, der Produzent von Studio Hamburg. Er überraschte mich eines Tages mit dieser Idee. Es war eine Einladung zum Casting. Ein Vorschlag. Als das dann gepasst hat, sollte es so sein.

Und wie groß war Ihr Respekt als Vater vor dieser Zusammenarbeit?

Axel Milberg: Wir hatten ja keine direkte Spielszene miteinander, August spielt den jungen Borowski in Rückblenden. Aber trotzdem war ich viel aufgeregter als er. Ich hatte dann die große Aufgabe, es mir nicht anmerken zu lassen und ihn nicht mit meinem Lampenfieber anzustecken. Also habe ich mich, während er gedreht hat, unsichtbar gemacht.

Wenn Sie die Siebziger mit der Zeit heute vergleichen, in der August erwachsen wird: Was ist der größte Unterschied?

Axel Milberg: „Love and Peace“, der Titel des Festivals, um das es auch in unserem Film geht, beschäftigte damals alle, Initiativen gegen den Krieg, was Europa und die großen Universitätsstädte sehr geprägt hat – all das ist heute auch wieder aktuell. Es gibt wieder Festivals, Demonstrationen, Verzweiflung. Manches, was damals live als Demo oder Happening stattgefunden hat, ist heute virtuell, Corona tut ein Übriges. Aber die sehr politische Jugend von damals ist heute auch wieder politisiert. Dazwischen war es mal stiller, da hat jeder sein persönliches und individuelles Glück gesucht und gedacht: Na, der Staat wird es schon richten. Aber diese Phase ist eigentlich vorbei. Was meinst Du, August? August Milberg: Ja, da schließe ich mich an. Wobei ich sagen muss, dass ich nicht so politisch interessiert bin. Mich interessiert eher Kunst.

Wie geht es für Sie nach dem Abi weiter, August?

August Milberg: Schauspielen ist zunächst nicht mein Ziel. Nach dem Abitur werde ich wahrscheinlich erst einmal ein bisschen reisen und dann mal schauen. Stichwort Kunst: Ich würde schon gern in die Richtung von etwas Kreativem gehen. Aber ich habe keine direkten Ziele und Pläne.

Was würden Sie sich für Ihren Sohn wünschen?

Axel Milberg: Dass er glücklich ist und die richtige Entscheidung trifft. Es muss ja auch hier nicht jede Entscheidung durchs ganze Leben tragen. Viel wichtiger ist ein Gespür für sich selbst: Wo habe ich eine Leidenschaft?

Das Gespräch führte Stefanie Thyssen.

Der „Tatort“

läuft am Sonntag

um 20.15 Uhr im Ersten.

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