Wenn eine der größten deutschen Rockbands 40 wird, muss zum Geburtstag etwas Besonderes her. Aber was schenkt man den Toten Hosen, die doch eigentlich alles haben? Die neue ARD-Dokumentation „Auswärtsspiel: Die Toten Hosen in Ost-Berlin“ löst das Problem eindrucksvoll. Man muss noch nicht einmal Fan der Gruppe sein, um sich für diesen 75-minütigen Film zu interessieren, den das Erste am 13. April um 22.50 Uhr und ab diesem Sonntag in der ARD-Mediathek zeigt.
Denn „Auswärtsspiel“ ist keine platte Huldigung für die 1982 gegründeten Düsseldorfer Rock-Ikonen, sondern sehr viel mehr: eine Verbeugung vor den aufmüpfig-mutigen Ost-Kollegen der Hosen – und „ein Stück Zeitgeschichte, ganz von Punkrock unabhängig“, wie Gitarrist Michael „Breiti“ Breitkopf feststellt.
Der Film reist fast 40 Jahre zurück. Knapp ein Jahr nach der halb offiziellen Bandgründung gelingt den Toten Hosen ein frecher Coup: Vorbereitet durch Manager Mark Reeder, führen Campino, Andi, Breiti, Kuddel und Trini die DDR-Stasi an der Nase herum. Sie bügeln die struppigen Punk-Looks glatt und fahren mit ihrem maroden gelben Tour-Bus für ein „Geheimkonzert“ über die streng bewachte Grenze. Das Ziel: eine Kirche in Ost-Berlin, die unter den misstrauischen Blicken der Stasi Blues- und Rockmessen ausrichtet. Gemeinsam mit den Toten Hosen tritt die Ost-Band Planlos um Sänger Michael „Pankow“ Boehlke und Schlagzeuger Bernd Michael Lade auf, der nach der Wiedervereinigung als „Tatort“-Kommissar Erfolg haben wird.
„Auswärtsspiel“ erzählt mit Sensibilität und Witz die Geschichte dieser Begegnung zweier Welten und des illegalen Punk-Auftritts in seltenen Archivaufnahmen und aktuellen Interviews. Ein zauberhaftes Stück Zeitgeschichte. WERNER HERPELL