Er tourt gerade als „Luschtobjekt“ durch Deutschlands Humortempel, war auch schon „Wilder Kreatürke“ und spricht einen seltsamen Dialekt. Ja, Bülent Ceylan mag es lustig, den 46-Jährigen darauf zu reduzieren, wäre hingegen falsch. Großes Herz kombiniert mit Hingabe zur Musik beweist er jetzt als Gastgeber in der neuen vierteiligen ZDF-Langzeitdoku „Don’t stop the Music“, die heute um 22.15 Uhr startet. Sozial benachteiligte Kinder einer Gemeinschaftsschule im Berliner Problemviertel Neukölln sollen in einem Zeitraum von acht Monaten ein Instrument oder das Singen erlernen – um am Ende bei einem großen Abschlusskonzert zu glänzen.
„Wir wollen en Kindern ein Erfolgserlebnis vermitteln, das sie nachhaltig prägt und sie inspiriert“, erklärt Bülent Ceylan im Gespräch mit unserer Zeitung. Die etwa 50 Kinder sind zwischen acht und zehn Jahren alt und haben größtenteils einen Migrationshintergrund. „Es ist ein Herzensprojekt für mich, das so viele Aspekte beinhaltet“, erzählt der 46-Jährige, der sich bei dem Projekt nicht nur als Moderator, sondern auch als Coach, Freund und manchmal auch Streitschlichter versteht.
Musik wirke therapeutisch, motiviere und beflügele: „Wir bemerken gerade, dass viele der Kinder auch in anderen Schulfächern deutlich besser geworden sind.“ Hinzu komme der Aspekt der Integration. Hier träfen Kinder aus 20 Nationen und verschiedenster Religionen aufeinander, arbeiteten und übten gemeinsam, lernten sich kennen und dadurch besser verstehen. „Wie oft beklagen wir sogenannte Parallelgesellschaften und Jugendkriminalität!“, so Bülent Ceylan, selbst Sohn einer Deutschen und eines Türken. „Mit mehr Projekten wie ,Don’t stop the Music‘ hätten wir die Chance, dem Entstehen schon in der Kindheit entgegenzuwirken.“
Die Kids wurden für das ZDF-Projekt in fünf Gruppen eingeteilt – Gitarre, Geige, Trompete, Percussion und Chor. „Und so viele wollten Geige erlernen“, staunt der dreifache Vater, der sich als Kind selbst an dem schwierigen Instrument versuchte. „Ich konnte ein paar Weihnachtslieder – man hat gerade noch erkannt, um welche es sich dabei handeln könnte“, lacht er. Dafür seien unter den am Projekt beteiligten Kindern ein paar echte Talente: „Mir kamen die Tränen, als ich sah, wie sehr ein Kleiner vom eigenen Erfolg überrascht wurde.“
Ein ganzes Ensemble aus Pädagogen, Musiklehrern, Experten steht den Kindern beim Erlernen der Instrumente zur Seite. Doch geübt wird daheim, eine Herausforderung – nicht nur für die kleinen Musiker, die plötzlich mit Geigenkasten oder Trompetenkoffer durch ihr Viertel, immerhin sozialer Brennpunkt, stapfen, sondern auch für die Eltern, die manch schrägen Ton ertragen müssen. „Meine größte Angst war, dass Kinder, Eltern oder Lehrer aufgeben könnten“, sagt Ceylan. Und auch der Ärger mit Nachbarn blieb nicht aus – doch da ist auf Bülent Ceylan Verlass: „Wir haben mit Erfolg vermittelt und für die Kinder und ihren Ehrgeiz gekämpft.“
Nach dem Abschlusskonzert und dem Ende des Projekts werden die kleinen Künstler nicht einfach wieder in ihren vorherigen Alltag entlassen – es geht auch um Nachhaltigkeit. Die Schule dürfe die Instrumente behalten. „Und ich werde mich mit meiner Kinderstiftung weiter an der Förderung der Schüler beteiligen und zum Beispiel die Kosten für weitere Geigenstunden mittragen“, so Ceylan. „Versprochen!“