Wieder vereint

von Redaktion

Gisela Schneeberger und Gerhard Polt synchronisieren eine japanische Serie für Servus TV

VON SIMONE DATTENBERGER

Eigentlich habe sie „dem Martin“ schon fest zugesagt mitzumachen, bevor ihr klar gewesen sei, worum’s gehe. Das erklärt Gisela Schneeberger in der Dokumentation zur Entstehung der Serie „Die Vroni aus Kawasaki“ – und leider nicht live in der astor@cinema Lounge in Münchens Bayerischem Hof. Dort stellte gestern der österreichische Sender ServusTV diese spezielle Produktion der Presse vor. Sie ist jetzt schon auf dem Streamingbereich ServusTV On zu sehen; frei empfangbar ab 14. Mai. Und zum Glück startet man mit dem unterhaltsamen und informativen Making-of.

Verkauft wird die Reihe unter dem Motto: Schneeberger und Gerhard Polt arbeiten wieder zusammen. Der wahre Witz an der Sache, die sich „der Martin“, Polt-Sohn und Produzent, hat einfallen lassen, ist eine verwegene japanisch-bairische Kombination. Martin Polt hat sich an einer Hotelbar in „Hanbun, Aoi“ verliebt. Die 156-teilige japanische Seifenoper wurde 2018 gedreht, spielt indes in den Siebzigern zwischen Altjapan und Aufbruch ins technoide Zeitalter. Polt jr. hatte nun die Idee, die Reihe vor allem auf Bairisch synchronisieren zu lassen. Polt sen. betont, dass er niemand sei, der hinter einem Spektakel her sei, das Spiel mit den Sprachen habe ihn jedoch begeistert. „Menschliches Verhalten ist überall sehr ähnlich!“

Stimmt. Aber: Das Zusammentreffen von – zumindest Hiesigen – vertrauten Lauten und einer exotischen Optik rüttelt einen doch bei der Wahrnehmung durch. Und ist damit durchaus aufklärerisch. Von Senderintendant und bekennendem Polt-Fan Ferdinand Wegscheider bis Dialog-Regisseur Paul Sedlmeir („Hubert und Staller“) betont die Crew, dass man die Serie ernstnehme und doch die Komik durch die Dialekte herauskitzeln wolle. Das scheint gelungen, wenn man vor der ersten Episode ausgehen darf, die gestern gezeigt wurde.

Vroni, gesprochen von Eva-Maria Reichert („Kanzlei Berger“), begegnet uns zunächst als äußerst energischer Fötus, der seine Eltern triezt. Das sind Michael Ostrowski („Ein Krimi aus Passau“) als werdender Vater und – Obacht – Gisela Schneeberger als Schwangere: Eigentlich habe sie bisher nur stöhnen müssen, stellt sie im Making-of mit feiner Sensorik für Situationskomik fest. Kein Wunder, dass die Mama in spe im Gebärzimmer die Lust an der Chose verliert: „So habe ich mir das nicht vorgestellt …“ Übrigens ist das Krankenhaus fest in sächsischer Hand. Gerhard Polt seinerseits ist Schneebergers Schwiegervater, also der Opa von Vroni und der Altwirt einer bestens eingeführten Wirtschaft.

Spannend war für alle bei dem Projekt die technische Seite der Synchronisation. Erst einmal musste das wortreichere Japanisch ins knappere Standarddeutsch übertragen werden und das dann in die Dialekte. Dadurch sei die Familien-Soap „noch mehr privatisiert worden“, betont Polt. Am wichtigsten ist ihm freilich der Humor in Zeiten, in denen so viele nur noch apodiktisch reagierten. „Der Humor kann aber der Kitt sein, der die Gesellschaft zusammenhält.“

ServusTV ist so stolz auf sein aktuelles Wagnis, dass es ein weiteres Format mit Gerhard Polt auflegen möchte. Er werde seine Jugenderinnerungen erzählen, erklärt der Künstler, der am 7. Mai seinen Achtzigsten feiert. Ihm gehe es um Orte, die unwiederbringlich verschwunden seien, und, auch angesichts des russischen Kriegs in der Ukraine, um seine Nachkriegserlebnisse im ausgebombten Schwabing.

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