Da steht er, mitten in der Tiefgarage der Polizei, verwirrt und blutverschmiert. „Meine Tochter … ich wollte das nicht“, stammelt Wolfgang Löhns. Ein Rentner mit Erinnerungslücken und eine Ermittlerin, die tief in eine desolate Familiengeschichte eintaucht. „Goldrausch“ ist der zweite Fall, den Kommissarin Lucas (Ulrike Kriener) seit ihrem Wechsel von Regensburg nach Nürnberg am Samstag um 20.15 Uhr löst.
Aktuell steht die Titelheldin für zwei weitere Episoden der beliebten ZDF-Krimireihe vor der Kamera. „Helden wie wir“ und „Finale Entscheidung“ sind die Arbeitstitel der Fälle, die noch bis zum 4. Juli in Nürnberg und München gedreht werden. In beiden Filmen führt Thomas Berger Regie. Der Mann, der die Lucas vor fast 20 Jahren erfand und zum Leben erweckte. Klingt, als würde die Reihe auf einen fein komponierten Abschluss zusteuern.
Noch hält sich die Produktionsfirma bedeckt, spürbar aber ist, dass die Kommissarin ihr Alter in den neuen Episoden durchaus thematisiert. „Man hat mit Mitte 60 ja nicht mehr dieselbe Haltung zur Arbeit wie mit Mitte 40, da stellen sich auch Verschleiß und Müdigkeit ein“, sagt Kriener, die ihre Figur immer noch mit großer Begeisterung spielt. „Ich finde es richtig und wertvoll, dass wir mit Ellen Lucas auch solche Fragen stellen können, die im Fernsehen sonst nicht oft verhandelt werden: Welchen Stellenwert hat Arbeit noch, wenn ich älter werde? Soll ich nicht allmählich eine neue Lebensphase anfangen? Was kommt dann?“ Fragen, die man sich auch privat stellen dürfe.
Mit ihren 67 Jahren wäre die Wahlmünchnerin als Kriminalbeamtin längst pensioniert. Wie lange sie für die ZDF-Reihe noch zum Dienst antritt? „Das wissen wir nicht“, sagt Kriener. „Aber wir reden anhand der Figur darüber, gerade auch weil sie in einer der nächsten Folgen einen Fehler macht und ihrer eigenen Lebenserfahrung nicht mehr traut. Und auch der Zuschauer fragt sich dann vielleicht, wie weit er dieser angeschlagenen Polizistin noch trauen kann.“
Von Unsicherheit ist im aktuellen Fall „Goldrausch“ noch keine Spur. Kommissarin Lucas ist dicht dran am dementen Wolfgang Löhns (großartig: Burghart Klaußner), der Verschwörungstheorien anhängt, sein Vermögen in Gold angelegt und auf seinem Anwesen versteckt hat. Er ist das Oberhaupt einer Familie, in der keiner keinem traut. Als Löhns vorgibt, versehentlich seine Tochter erschossen zu haben, weil er sie für eine Einbrecherin hielt, ahnt Lucas, dass etwas faul ist. Regisseur Uwe Janson gelingt nach dem Drehbuch von Christoph Busche ein dichter Krimi. Mit Maximilian Brückner und Johannes Klaußner (dem Sohn von Burghart Klaußner) als ungleichem Brüderpaar überzeugt diese dramatische Familiengeschichte.