Warum? Eine schlichte Frage, auf die es im gleichnamigen Franken-„Tatort“ an diesem Sonntag um 20.15 Uhr keine einfache Antwort gibt. Regisseur und Drehbuchautor Max Färberböck und Co-Autorin Catharina Schuchmann stürzen die Protagonisten in eine tiefe Sinnkrise. Warum um alles in der Welt musste ein junger beliebter Mann gewaltsam sterben? Fieberhaft suchen die Kommissare Felix Voss (Fabian Hinrichs) und Paula Ringelhahn (Dagmar Manzel) nach einem Motiv für die abscheuliche Tat. Der dichte ARD-Krimi trägt Färberböcks klare Handschrift und überzeugt mit einem starken Ensemble.
Götz Otto ist mit von der Partie, Ralf Bauer, vor allem aber berühren Valentina Sauca und Karl Markovics als leidendes Elternpaar, das den Tod seines einzigen Sohnes kaum verkraften kann. Es sind die Details, die fein arrangierten Szenen in ihrer Ausstattung, die diesen Krimi so sehenswert machen. Verantwortlich dafür ist Set-Requisiteur Johannes Wild. Der 33-Jährige, der am Drehort Nürnberg aufgewachsen ist, beschreibt seine Aufgabe so: „Ich bin für alles zuständig, was Schauspielerinnen und Schauspieler während des Drehs brauchen, um eine Szene zu spielen.“ Wenn also ein späteres Filmopfer ein blutverschmiertes Mobiltelefon benötigt, der Kommissar am Feierabend ein Bier aus der Flasche trinkt und eine Jazzplatte auflegt, die Zeugin einen Regenschirm aufspannt, dann hat „der Josl“, wie sie ihn am Set nennen, die Utensilien hergerichtet. Das geht vom winzigen Detail bis zur Ausstattung von Räumen. Wenn im Drehbuch steht, dass der flüchtige Verbrecher im Auto über einen Kiesweg rast, dort nach einem Regenguss aus Pfützen schmutziges Wasser hochspritzt, kann es vorkommen, dass die Pfützenmulden erst gegraben und mit Wasser befüllt werden müssen. Und das Fahrzeug bekommt nach der Fahrt eine Schlammschminke.
Set-Requisiteur Josl ist ein Mann für alle Fälle, er muss dem Darsteller die Funktionsweise des Autos erklären, Nummernschilder drucken lassen und anbringen, Waffen vorbereiten, den Koffer bereitstellen, den eine verzweifelte Darstellerin 15 Meter über die Klippen wirft. Derjenige, der ihn anschließend dort unten wieder aufklaubt, ist der Josl, wie er sich an Dreharbeiten in Kroatien für den ARD-Film „Verliebt in Kroatien“ erinnert.
Zum Film kam er schon zu Schülerzeiten und wuchs in die Aufgaben hinein. Denn Josl hat einen Onkel gleichen Namens. Johannes Wild der Ältere ist ein deutscher Großmeister der Requisite, ein Name, den Eingeweihte mit Ehrfurcht aussprechen. Dieser hat dem Neffen die fixe Idee seit früher Kindheit vermittelt, hat ihn beim Bauen und Basteln angeleitet und zu Filmsets mitgenommen.
Stets gehörte Josl zu den Jüngsten, auch seine Filmvita ist spektakulär: 2001 – mit 13 Jahren – half er als Ausstattungspraktikant beim Kinofilm „Resident Evil“ mit Milla Jovovich mit, 2003 arbeitete er für Michael Bully Herbigs „(T)Raumschiff Surprise“, 2005 war er bereits beim Bühnenbau für „Das Parfüm“ (Regie: Tom Tykwer) beschäftigt. „Die Filmwelt ist überschaubar. Man muss sich bewähren, dann wird man wieder angefragt“, sagt Wild nicht ohne Stolz.