Mit Polt auf Tour

von Redaktion

Zum bevorstehenden 80. Geburtstag zeigt das Erste ein Porträt des Kabarettisten

VON ASTRID KISTNER

Trostberg, Mülleranger 1. „Ich habe diese Hausnummer nicht gefunden. Möchtest du eine neue eingeben?“ Eins! „Ich habe diese Hausnummer leider nicht gefunden. Möchtest du eine neue eingeben?“ Ja! „Welche Hausnummer?“ EINS! „Ich habe…“ Nein, so leicht lässt sich Gerhard Polt nicht aus der Ruhe bringen. Noch nicht mal von seinem Navigationssystem, das ihn auf seiner Tour zu Bayerns ländlichen Spielstätten gelegentlich fehlleitet. Die neue ARD-Dokumentation „Der Mensch ist ein Viech, was lacht“, zu sehen heute um 0.20 Uhr im Ersten, begleitet den Kabarettisten, der am Samstag 80 Jahre alt wird, zu den wichtigsten Stationen seines Humors.

Nicht noch ein Interview. „Das interessiert doch keinen“, sagt Polt und setzt sich in die minimalistische Kulisse. Ein Holztisch, ein Glas Wasser, ein paar Notizen: „Ich werd’ jetzt älter und erzähl’ euch gern, wie ich zum Humor steh’, und ihr tut dann die Dinger rein, wo ich lustige Sachen sag. Dann passt’s doch, oder?“ Die „Dinger“ sind Alltagsszenen wie die Fahrt zum nächsten Auftritt, Ausschnitte aus Polts großartigen Bühnenprogrammen und von seinen großen Vorbildern, wie dem Karl Valentin, Georg Kreisler oder Gert Fröbe. „Humor ist der Kitt der Gesellschaft“, sagt Polt. „Und manchmal auch Notwehr gegen das Leben.“

Das hat er schon als kleiner Bub gelernt. Im Wirtshaus in München, wenn traumatisierte Kriegsheimkehrer mit ihren Verletzungen konkurrierten, Bier tranken und sich dabei bestens amüsierten. „Als Kind hat sich mir eingeprägt, dass man ganz grausige Sachen erzählen und dabei wunderbar lachen kann.“ Eine Kombination, die Polt wie kaum ein anderer beherrscht. Das bescheinigen ihm auch prominente Kollegen, die den Kabarettisten, Schauspieler und Autor in diesem höchst amüsanten Film von Victor Grandits und Magdalena Adugna liebevoll ehren. So wie Luise Kinseher oder Josef Hader, der Polt als „Stern am Himmel“ bezeichnet, an dem man sich als Künstler gern orientiert.

Und natürlich sind auch die Well-Brüder ausm Biermoos zu sehen, die seit 40 Jahren mit ihrem Spezl auftreten. „Es ist einfach ein großer Luxus, dem Gerhard auf der Bühne zuhören zu dürfen“, sagt Christoph „Stofferl“ Well. „Auch wenn ich eine Nummer schon 200 Mal gehört hab, ich find’s immer wieder komisch. Jeden Abend. Des is a Phänomen.“ Vielleicht, weil’s „der Gerhard“, wie seine Weggefährten sagen, „nie gleich rausbringt“ und aus einer instinktiven Komik schöpft.

Das Pensum an Live-Auftritten, die Polt immer noch stemmt, ist erstaunlich. „Es ist eine Gnade“, erklärt er im Film. „Die Gnade, relativ gesund zu sein. Freunde zu haben, die man gern hat.“ Mit seiner Frau lebt er am Schliersee, und wer ihn kennt, weiß, dass er „gern leben mag“. „Und gern reden, gern beobachten, gern zuhören – weil andere Leute erzählen dir wunderbare Geschichten“, schwärmt er in der Doku. „Traurige manchmal, aber auch sehr komische. Oder beides.“

Das Pensum, das Polt stemmt, ist erstaunlich

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