Die mit dem Wolf tanzt

von Redaktion

INTERVIEW Nina Gummich bekommt es im ZDF-Samstagskrimi mit gefährlichen Tieren zu tun

Mit ihrer unkomplizierten Art und ihrem ausgeprägten Humor steckt Nina Gummich (31) nicht nur mühelos andere an, sie ist derzeit auch als Schauspielerin auf der Überholspur unterwegs. Nach ihrem bejubelten Auftritt in der ARD-Krankenhausserie „Charité“ dreht sie aktuell den ARD-Zweiteiler „Alice“. Eine Verfilmung des Lebens von Feministin Alice Schwarzer mit Gummich in der Titelrolle. An diesem Samstag ist sie um 20.15 Uhr bereits zum zweiten Mal in ihrer eigenen ZDF-Krimireihe zu sehen: Als etwas verschrobene Gerichtsmedizinerin Theresa Wolff in der Episode „Waidwund“. Durchaus furchteinflößende Dreharbeiten, wie die gebürtige Leipzigerin erklärt.

In „Waidwund“ werden Sie nicht nur mit blutigen Morden, sondern auch mit Ihrer Vergangenheit konfrontiert, in der ein Wolf eine Rolle spielt. Klingt beängstigend…

Allerdings. Es ist und bleibt für mich die größte Herausforderung, mit Wölfen zu drehen, weil ich vor ihnen tatsächlich Angst habe. In diesem Film gibt es in Rückblenden auch Theresa Wolff als kleines Mädchen zu sehen, und das Mädchen, das mich als Kind gespielt hat, war tief beeindruckend.

Wieso?

Sie ging völlig angstfrei auf den Wolf zu und wollte ihn am liebsten mitnehmen. Das Mädchen ist ganz nah an ihn herangegangen, hat sich sogar von dem Tier mit der Schnauze berühren lassen. Ich dachte mir nur, von dieser Unbefangenheit müsste ich mir mal eine große Scheibe abschneiden.

Dabei wirken Sie durchaus mutig und unerschrocken…

Das stimmt, ich bin eine Frohnatur aus Überzeugung. Trotzdem wäre es absolut unspannend für mich, wenn es die anderen Seiten nicht auch geben würde. Ich glaube, dass jeder Mensch, der bereit ist, das Leben anzunehmen und einzuatmen, genauso intensiv die Schattenseiten erlebt.

Sie sagen, momentan sei der Beruf Ihre große Liebe. Was braucht man, um die frisch zu halten? Glück?

Ich finde, Entschlossenheit ist wichtig, aber natürlich gehört unbedingt auch großes Glück in dieser Branche dazu. Ich sehe so viele tolle Schauspielerinnen, bei denen ich denke: Mensch! Wieso entdeckt die niemand? Warum sieht man oft die gleichen Gesichter?

Bei Ihnen läuft es seit einiger Zeit extrem gut. Sind Sie persönlich gefährdet, zum Workaholic zu werden?

Ich würde sagen, ich war tatsächlich schon ein totaler Workaholic. Mir fällt das Absagen von Angeboten unheimlich schwer.

Wieso das?

Wenn ich ein Drehbuch gelesen habe, dann bin ich oftmals so sehr in die Geschichte hereingezogen, dass ich die Arbeit dann auch unbedingt machen möchte. Ich muss mich aber auch ein bisschen vor mir selbst schützen, und ich weiß, dass zu viel Arbeit einfach nicht gut für mich ist. Ich möchte nicht mein Leben verbringen und irgendwann denken: Huch, wo bin ich denn eigentlich zwischen den ganzen Arbeiten geblieben?

Als „Theresa Wolff“ haben Sie zusammen mit Ihrer Mutter Anne-Kathrin Gummich gedreht, Ihre Mutter spielte die Hospiz-Leitung Dr. Henle – wie war das?

Ich wurde vorher gefragt, ob das für mich vorstellbar ist und es war selbstverständlich so, denn ich halte meine Mutter für eine sehr gute Schauspielerin. Tatsächlich war es dann der erste Drehtag für diesen Film. Meine Mutter war schon einen Tag vor den Dreharbeiten angereist, wir haben uns kurz getroffen und sind zusammen essen gegangen.

Ihre Mutter hat Ihnen das Motto „Frauen sind stark und können alles erreichen!“ mit auf den Lebensweg gegeben, Ihr Adoptivvater Hendrik Duryn das Motto: „Es gibt für alles eine Lösung!“ Was ist Ihre Überzeugung?

Dass man mit Humor deutlich leichter durchs Leben kommt. Die beiden Leitsätze, die mir von meinen Eltern mitgegeben wurden, habe ich immer in meinem Kopf. Ich habe auch beim Drehen neulich mal wieder bemerkt: Humor ist für mich der beste Trick im Leben, um es leichter zu nehmen.

Das Gespräch führte Wolfgang Wittenburg.

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