Sie war Ansagerin beim ZDF und fast 30 Jahre lang eines der prominentesten Gesichter von RTL: Birgit Schrowange. Im vergangenen Jahr beendete sie ihre Karriere beim Kölner Privatsender – und startet nun noch einmal bei Sat.1 durch. Heute um 20.15 Uhr startet die erste von drei neuen Sendungen: In „Birgits starke Frauen“ porträtiert die 64-Jährige bekannte und unbekannte Frauen mit besonderen Lebensgeschichten. Im Gespräch mit unserer Zeitung erzählt Schrowange, Mutter eines erwachsenen Sohnes, dass sie selbst nicht immer eine starke Frau war und verrät, welche Ladys sie in ihrem Leben geprägt und beeindruckt haben.
In der Pressemitteilung zu Ihrer neuen Sendung sagen Sie: „Meine beste Zeit ist jetzt.“ Was heißt das für Sie – beste Zeit?
Ich versuche immer, im Hier und Jetzt zu leben, nicht zurückzuschauen, aber auch nicht nach vorne. Ich mache mir die Zeit, die ich grad habe, zu meiner besten.
Ist das wirklich so einfach?
Es ist eine Einstellungssache. Ich bin 64, habe kein Problem mit meinem Alter, aber natürlich denke ich heute mehr über die Endlichkeit nach als vor 20, 30 Jahren. Ich versuche deswegen, mein Leben und das, was ich habe, umso mehr zu genießen.
Es geht in Ihrer Sendung um starke Frauen. Wie würden Sie das definieren: starke Frau?
Eine starke Frau macht aus, dass sie positiv ist, dass sie ihren Weg geht, ihren Humor bewahrt, ihre Ziele verfolgt, sich nicht abhängig macht – weder von Meinungen anderer, noch von Menschen, insbesondere von Männern. Das ist ja eh das ganz große Thema. Die Abhängigkeit so vieler Frauen von ihren Männern. Das Ergebnis? Armut ist weiblich! Leider.
Waren Sie schon als Mädchen stark?
Nein, überhaupt nicht. Ich bin aus einer Generation, in der man als Mädchen nicht gerade zum Selbstbewusstsein erzogen wurde. Aufgewachsen in den Sechzigerjahren auf dem Dorf musste ich mir mein Selbstbewusstsein selbst erkämpfen.
Wie ging das?
Ich habe schon als Kind ganz viel beobachtet und vieles infrage gestellt. Warum die Frauen zum Beispiel in den meisten Fällen nicht arbeiteten. Und wenn eine Frau dann mal arbeitete, hieß es, ihr Mann könne sie nicht ernähren. Ich habe mich auch gefragt, warum der Pastor eine Haushälterin hatte, meine Mutter, die viele Leute zu versorgen hatte, aber nicht.
Haben Sie auf Ihre Fragen Antworten bekommen?
Natürlich nicht. Es hieß immer: Das ist halt so.
Sie haben das Dorfleben dann recht früh verlassen.
Ja. Für mich war immer klar, dass ich mich niemals in so eine Abhängigkeit begeben möchte, die auf dem Land vielleicht noch mehr verankert ist als in der Stadt. Ich hatte da einfach zu viele Frauen erlebt, die ihre Männer nicht verlassen konnten, weil sie nicht in der Lage gewesen wären, sich selbst zu versorgen. Andere haben lieber eine Faust in der Tasche gemacht, weil sie ihren Lebensstandard nicht aufgeben wollten. Diese Frauen gibt es natürlich auch. Ich wollte tatsächlich immer etwas anderes.
Das Gespräch führte
Stefanie Thyssen.