Es gibt wohl keinen Politiker, der in den vergangenen zwei Jahren so gefeiert und gleichzeitig so gehasst wurde wie Karl Lauterbach. Für die einen war er der Politiker (und Wissenschaftler), der uns fachkundig durch die Corona-Pandemie begleitet (hat). Für die anderen die entsetzliche Nervensäge, die uns alles verbieten wollte, was Spaß macht. Seit einigen Monaten ist Lauterbach nun Bundesgesundheitsminister – und wird buchstäblich zur Lachnummer im TV!
„One Mic Stand“ (gesprochen wie „One Night Stand“, nur mit „M“, Mic steht für Mikro) heißt die neue Show, die am 15. Juli bei Amazon Prime startet und bei einer (digitalen) Pressekonferenz des Streamingdienstes gestern vorgestellt wurde. Prinzip der Sendung ist, dass erfahrene Stand-up-Comedians fachfremde Prominente sozusagen ausbilden und fit machen für einen einzigen Auftritt auf der großen Bühne.
Mit dabei sind: Harald Schmidt, der den Fußball-nationalspielern Mats Hummels und Christoph Kramer einen Comedy-Crashkurs gibt. Michael Mittermeier, der in Deutschland wie kein Zweiter für Stand-up-Comedy steht und seit über 20 Jahren damit erfolgreich ist, nimmt Tänzerin und Jurorin („Let’s Dance“) Motsi Mabuse unter seine Fittiche. Teddy Teclebrhan führt als Gastgeber durch die ganze Sause und unterstützt darüber hinaus Schauspieler Fahri Yardim („Jerks“) auf dessen Weg zur ersten Bühnenshow.
Kabarettist Torsten Sträter, der die erste Staffel des preisgekrönten Formats „LOL“, ebenfalls bei Amazon Prime, gewann, bringt Model Lorena Rae das Thema Comedy näher. Und die schweizerisch-deutsche Komikerin Hazel Brugger unterrichtet eben Karl Lauterbach in ihrer Königsdisziplin.
Der SPD-Politiker sei ein „sensationeller Schüler“ gewesen, erzählt Brugger, die „schon lange“ mit Lauterbach befreundet ist. Er verstehe Comedy, so die 28-Jährige. Und wisse auch, dass manche Leute ihn „nicht so cool“ fänden. Es habe ihr auf jeden Fall große Freude bereitet, für ihn Gags zu schreiben. „Das Resultat spricht für sich“, so Brugger.
Inhaltlich darf an dieser Stelle noch nicht viel verraten werden, aber ob Lauterbach sich mit dieser Nummer einen Gefallen tut, darf zumindest infrage gestellt werden. Auch wenn die Macher betonen, dass die Folge mit ihm vor (!) seiner Ernennung zum Gesundheitsminister aufgezeichnet wurde. Sein Amt, soll das wohl heißen, habe unter dem Dreh nicht gelitten. Nichtsdestotrotz würde es etwas eigenartig anmuten, wenn Corona, Affenpocken oder sonst ein Drama die Schlagzeilen wieder beherrschen sollten, und der für die Krisenbewältigung zuständige Minister versucht sich als Comedy-Azubi bei Amazon.
Wie auch immer – für Lehrmeisterin Hazel Brugger wäre es kein Problem gewesen, wenn die Produktion der Sendung in Lauterbachs Amtszeit gefallen wäre. „Ich hätte ihn auch als Minister genommen“, sagt sie auf Nachfrage unserer Zeitung. „Dann wäre es aber wahrscheinlich noch schwieriger gewesen, ihn zu kriegen.“ Immerhin: Seine Gage, so kündigte Karl Lauterbach an, werde er spenden. Laut „Bild“-Zeitung beläuft sich die auf 20 000 Euro, die nun über Unicef an Kinder in der Ukraine gehen.