„Es war mir nie wichtig, im Mittelpunkt zu stehen“, sagt Monika Baumgartner in diesem Film. Und man spürt, dass sie meint, was sie sagt. Vielleicht ist genau das, dieses unangestrengte Understatement, der Grund, dass die 70-Jährige bis heute gut im Geschäft ist. Und kurioserweise einer von wenigen Stars, denen der Bayerische Rundfunk zum zweiten Mal eine „Lebenslinie“ widmet. Zum 50. war die erste zu sehen, nun, einige Monate nach ihrem 70. Geburtstag, kommt die zweite ins Programm des BR Fernsehens, am Pfingstmontag um 22 Uhr.
Auf Baumgartners Pragmatismus, auf den Willen, „für alles eine Lösung zu finden“, wie sie im Gespräch mit unserer Zeitung formuliert, stößt man im Film von Reiner Holzemer auf Schritt und Tritt. Die in München geborene Tochter eines Postbeamten und einer Buchhalterin steht zwar schon als Kind auf der Bühne, Schauspielerin will sie jedoch werden, „um Geld zu verdienen, das ich dann meinen Eltern geben kann“.
Der Weg zum Erfolg ist steinig. Zwar besteht Baumgartner mit 18 Jahren die Aufnahmeprüfung an der renommierten Münchner Otto-Falckenberg-Schule, doch das natürliche, fröhliche Madl, das „Straßenkind“, wie der damalige Mitstudent Günther Maria Halmer sie nennt, ist nicht das, was sich August Everding, damals Intendant der Kammerspiele, unter schauspielerischem Nachwuchs vorstellt. Man bilde nicht für den Komödienstadel aus, sagt der – und Baumgartner fühlt sich gemeint.
Sie schafft es trotzdem und erhält anschließend Engagements in Mannheim und Hamburg, wo sie Klassiker spielt, bevor sie an die Münchner Kammerspiele zurückkehrt. Hier feiert sie Mitte der Achtzigerjahre ihren größten Theatererfolg – mit „Bauernsterben“ von Franz Xaver Kroetz, der auch Regie führt. Im Film zeigt die Schauspielerin versonnen lächelnd die damalige „Bild“-Schlagzeile „Setzt die Schweinerei ab!“ Ihre Eltern, ergänzt sie jetzt im Interview, seien angesichts des Wirbels um das „Skandalstück“ absolut „loyal“ zu ihrer Tochter gewesen und „locker damit umgegangen“. Von Kroetz habe sie viel gelernt, fügt sie hinzu.
Seit Jahrzehnten adelt die Schauspielerin, die mit ihrem Lebensgefährten in Gröbenzell (Landkreis Fürstenfeldbruck) wohnt, daneben Dutzende bairisch gefärbte Filme und Serien, von der „Rumplhanni“ nach Lena Christ Anfang der Achtzigerjahre bis zur Polizeiserie „Monaco 110“ in jüngster Vergangenheit. Dazu jede Menge Krimis und – nicht zu vergessen – seit vielen Jahren den „Bergdoktor“.
Wird sie gern „Volksschauspielerin“ genannt? Es störe sie, dass dieser Begriff von vielen abwertend gebraucht werde, antwortet sie: „Jeder Schauspieler, der Dialekt spricht, ist doch näher dran an den Menschen, die dieselbe Sprache sprechen, ob in Bayern oder in Hamburg.“ Aber prinzipiell „spielen wir alle für alle. Und offensichtlich mit Erfolg.“
Die Liste ihrer Filme ist lang, auf einiges schaut die Vielbeschäftigte mit besonderer Liebe zurück – auf „Der Tod ist kein Beweis“ von Dagmar Hirtz beispielsweise. Darin spielt Baumgartner – nach einer wahren Geschichte – die Mutter einer Polizistin, die sich wegen Mobbings durch einen Kollegen mit der Dienstwaffe erschießt. Eine besondere Herausforderung, erinnert sie sich, auch weil die Mutter des realen Opfers bei den Dreharbeiten dabei gewesen sei. Oder an die viele Jahre vorher entstandene Serie „Rosowski“ an der Seite von Michael Wittenborn („eine tolle Rolle, eine tolle Arbeit“).
„Das ist das Schönste am Beruf, wenn die Arbeit Freude macht und vom Publikum auch noch honoriert wird“, resümiert Monika Baumgartner im Gespräch anlässlich der „Lebenslinien“-Ausstrahlung – das gilt wohl auch für ihren „Zweitjob“ in einem Geschäft für Raumausstattung im Münchner Westend, das sie gemeinsam mit ihrer Schwester Waltraud führt. Auch hier ist man – mit Blick auf ausgefallene Kundenwünsche – vermutlich stets darum bemüht, im Baumgartnerschen Sinne für alles eine Lösung zu finden.
Im Anschluss
an die „Lebenslinien“ zeigt das BR Fernsehen um 22.45 Uhr den Fernsehfilm „Gipfelsturm“aus dem Jahr 2007 über die Erstbesteigung der Zugspitze. Bernd Fischerauer führte Regie, in weiteren Rollen sind Johannes Zirner und Konstantin Wecker zu sehen.