Es geht endlich wieder bergauf

von Redaktion

Schauspieler Christian Kahrmann hat ein hartes Jahr hinter sich – am Sonntag wird er 50 und blickt nach vorn

VON CAROLINE BOCK

Berühmt wurde er mit der „Lindenstraße“: Als Benny Beimer erlebte Schauspieler Christian Kahrmann in der ARD-Kultserie sämtliche Höhen und Tiefen. Doch die Schicksalsschläge, die ihm das Leben in seine private Biografie schrieb, sind weitaus härter. Der Schauspieler, der am Sonntag 50 Jahre alt wird, sieht trotzdem hoffnungsvoll nach vorn.

Bei vielen Schauspielern denkt man im echten Leben: Die sind ja kleiner als im Fernsehen. Bei Christian Kahrmann ist das anders – er ist ziemlich groß, 1,91 Meter. Graue Haare, Jeansjacke, Silberschmuck an den Fingern. Lässig posiert er fürs Foto auf Berlins Straßen. Das klingt nach hartem Kerl, aber so ist er im Gespräch nicht. „Letztes Jahr um diese Zeit war ich am Rollator“, sagt er. Kurz bevor ihn in der Pandemie das Virus erwischte, musste er seine geliebte Kaffeebar am Prenzlauer Berg schließen. Die Gastronomie war für ihn „eine tolle Erfahrung“, aber auch ein Knochenjob, der im Rückblick zur richtigen Zeit vorbei war.

So konnte er sich um seine Eltern kümmern, beide um die 80, in seiner alten Heimat Köln. Doch im März 2021, kurz bevor das große Impfen losging, bekam Kahrmann auf einmal Gliederschmerzen. Die Diagnose: Corona! Es wurde richtig schlimm, er spricht von einer Nahtod-Erfahrung. Das Aufwachen nach dem Koma sei finster gewesen. „Mein Kopf war sehr wirr und müde. Es hat noch zwei Wochen gedauert, bis ich einigermaßen wieder klar war.“ Zwei Monate verbrachte er auf der Intensivstation, einen Monat in der Reha. Als Kahrmann im Koma lag, starb sein Vater an Corona, wenig später seine Mutter an Krebs. Wie verarbeitet man das alles? „Ich habe es überstanden durch das Gesundwerden meiner Physis, mit der Betreuung von vielen Ärzten, Kliniken und Therapien, mithilfe des Familienlebens, meiner Kinder, mit Reisen. Und mit dem Versuch, sprichwörtlich wieder laufen zu lernen.“

Kahrmann wollte sich nach seinem Ausstieg aus der „Lindenstraße“ professionell weiter entwickeln. Er lebte 1995 bis 1999 in New York, wo er Schauspiel studierte. Neulich sahen ihn seine elf und 14 Jahre alten Töchter in einer alten Rosamunde-Pilcher-Schmonzette: als Pferdewirt in Reitklamotten. „Da haben sie sich natürlich kaputtgelacht.“ Und jetzt? Gerade hat er zwei große Projekte gedreht. „Blood And Gold“ für Netflix, vom Stil her ein Westernfilm, er spielt im Zweiten Weltkrieg. „Spektakuläres Kino mit Spezialeffekten, Kostümen, Waffen.“ Für die ARD hat er in der Krimi-Miniserie „Asbest“ unter der Regie von Kida Khodr Ramadan vor der Kamera gestanden. Zurück im Beruf, zurück im Alltag zu sein: „Das fühlt sich sehr schön an. Es tut mir unheimlich gut, wieder am normalen Leben teilzunehmen.“

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