„Es war Mord!“ Kommissarin Ellen Berlinger (Heike Makatsch) ist sich in ihrem neuen „Tatort“-Fall aus Mainz sicher, dass hinter dem Tod der reichen Witwe Bibiana Dubinski (Ulrike Krumbiegel) mehr steckt, als es zunächst scheint. Sie hat es in den Augen des Verdächtigen gesehen. „Ich weiß es, und jetzt muss ich es beweisen.“
Doch Berlinger wird ausgebremst. Staatsanwältin Jasmin Winterstein (Abak Safaei-Rad) stellt den Fall ein, da ihr die Hinweise auf ein Gewaltverbrechen nicht ausreichen und sie an der offiziellen Todesursache Insulinschock festhalten will. Unterstützt wird die Kommissarin im „Tatort: In seinen Augen“ (Sonntag um 20.15 Uhr im Ersten) hingegen von ihrem Kollegen Martin Rascher (Sebastian Blomberg). „Sie hat gute Instinkte“, weiß er.
Und so setzt das Mainzer Ermittlerteam auf eigene Faust Puzzlestein um Puzzlestein in dem Fall zusammen. Im Visier hat Berlinger den Ex-Knacki Hannes Petzold (Klaus Steinbacher). Ist der attraktive Mann eine Art Gigolo, der sich von älteren Frauen aushalten lässt? Petzold ist der Lebensgefährte von Charlotte Mühlen (Michaela May), die nach dem Tod ihrer Freundin Dubinski deren Villa und Vermögen geerbt hat. Die Freundinnen Dubinski und Mühlen sind kinderlose Witwen, die eine schillernd und reich, die andere eine graue Maus. Beide haben durchaus noch Lust auf Sex. Mühlen, die sich selbst als „alte Schachtel“ bezeichnet, glaubt dabei an ihr „spätes Liebesglück“ mit dem jüngeren Petzold, für ihre betuchte Freundin ging es vor allem um Sex- und Machtspielchen.
„In welchem Alter hört das sexuelle Verlangen auf?“, fragen sich die beiden Ermittler. Oder geht es hier eher um die Sehnsucht nach Geborgenheit? „Sex bleibt Sex“, ist sich Berlinger sicher.
Im neuen „Tatort“ ist nicht alles so, wie es auf den ersten Blick scheint. Das Drehbuch von Thomas Kirchner spielt mit verschiedenen Zeitebenen. Es gibt immer wieder neue Wendungen, was die Spannung aufrechterhält. Die raffinierte Handlung lässt den Zuschauer bis zum Schluss im Ungewissen, ob Petzold ein Schurke oder eigentlich ein netter Kerl ist. Das liegt auch am virtuosen Spiel von Klaus Steinbacher, dem man beide Varianten abnimmt.
Der neue Fall lebt auch von der Schauspielkunst von Michaela May (70) und Ulrike Krumbiegel (60): Beide verkörpern ihre Charaktere überzeugend, trauen sich zudem auch an durchaus gewagte Szenen. Und Makatsch und Blomberg wachsen als Ermittlerteam in dieser Folge sichtlich zusammen und spielen sich die Bälle zu.