Er ist viel beschäftigt. In diesen Tagen ist Friedrich von Thun kaum zu erreichen, er dreht wieder, er muss aufs Filmfest mit vielen repräsentativen Terminen und dann steht auch noch sein 80. Geburtstag an diesem Donnerstag ins Haus, und jeder will unbedingt wissen, wie es ihm geht und was er sich denn so wünsche. „Noch lange meine Aufgaben mit Würde leisten zu können“, sagt er daraufhin mit seiner wunderbar sonoren Stimme, die seine österreichische Herkunft immer noch fein anklingen lässt. Ruhestand? Nichts für von Thun. „Ich habe nie die Leute verstanden, die sagen, sie wollen endlich in Rente gehen, damit sie Briefmarken sammeln oder ihren Schrebergarten pflegen können. Ich würde die Arbeit sehr vermissen.“
Wobei die Arbeit ja nicht die eines durchschnittlichen Angestellten ist. Friedrich von Thun gehört zu den beliebtesten Schauspielern Deutschlands. Gerade flimmert er in „Zimmer mit Stall“ im Ersten als herrlich schrulliger Eigenbrötler über den Bildschirm – in einer Hauptrolle zur besten Sendezeit. Anfang des Jahres war er im ZDF-Sechsteiler „Der Palast“ zu sehen, und wenn man mit Kindern ins Kino geht, hört man Friedrich von Thun in „Benjamin Blümchen“ oder „Die Häschenschule“.
Das ist alles nur ein kleiner Ausschnitt aus seinem Lebenswerk. Nicht weniger als 60 Jahre steht von Thun bereits auf deutschsprachigen Bühnen und vor der Kamera. Geboren wurde er allerdings in Kwassitz, im heutigen Tschechien. Mit drei Jahren, 1945, floh Friedrich mit seiner Familie (amtlich: von Thun und Hohenstein, Red.) nach Österreich, er kam in die Steiermark in ein Internat. Nach dem Abitur entschied er sich für München – hier studierte er Germanistik und Theaterwissenschaften und nahm Schauspielunterricht.
Schnell merkte er, dass das seine wahre Berufung ist, als er 1962 für das Drama „Gewitter am See“ an den Münchner Kammerspielen besetzt wurde. Der Anfang einer großen Karriere, die ihn sogar einmal nach Hollywood führte. Steven Spielberg besetzte Friedrich von Thun als SS-Obersturmführer in „Schindlers Liste“.
Privat verliebte er sich ausgerechnet zweimal in eine Gabriele: Von 1970 bis 1984 war er mit der Modedesignerin Gabriele Bleyler verheiratet, besser bekannt unter ihrem Künstlernamen Yella. Mit ihr bekam er Tochter Katharina Gioia und Sohn Max, der ebenfalls Schauspieler ist. Seine zweite Ehe ging er 1999 mit Gabriele Schniewind ein, zehn Jahre später trennten sie sich. Tragisch: Im Jahr 2018 nahm sich seine zweite Frau das Leben.
An seinem Geburtstag will er seine Liebsten um sich haben – seine zwei Kinder und seine fünf Enkel. „Je älter ich werde, desto bewusster feiere ich meinen Geburtstag.“ Zu Hause ist Friedrich von Thun in München, in Schwabing, Und da kann’s schon mal passieren, dass man ihm vors Radl läuft – oder neben ihm im Osterwaldgarten ein Weißbier zischt. Na dann, Prost! Auf den Un-Ruhestand!
Mit drei Jahren musste er die Heimat verlassen