„Humor kann ein Ventil sein“

von Redaktion

INTERVIEW Katrin Bauerfeind über „Frau Jordan stellt gleich“ und Diskriminierung in der Comedybranche

Mit Humor gegen Ungerechtigkeit – in der Serie „Frau Jordan stellt gleich“ spielt Katrin Bauerfeind regelmäßig eine Gleichstellungsbeauftragte, die zusammen mit ihren Kolleginnen und Kollegen gegen Diskriminierungen aller Art ankämpft. Bei Pro Sieben startet heute die dritte Staffel der Comedyserie, die zehn neuen Folgen von Starautor Ralf Husmann („Stromberg“) sind dann immer dienstags ab 22.40 Uhr in Doppelfolgen zu sehen.

Welche Themen stehen diesmal im Mittelpunkt bei „Frau Jordan stellt gleich“?

Mein Büro setzt sich dafür ein, Städte für Frauen sicherer zu machen. Aber es geht auch um kostenlose Tampons in öffentlichen Gebäuden und die Frage, warum Klimaanlagen da immer an die Bedürfnisse von Männer angepasst werden. Aber hauptsächlich geht es um Humor, es ist ja eine Comedyserie.

Wie politisch soll gute Comedy sein?

Comedy „soll“ erst mal gar nicht politisch sein, sondern lustig. Aber mich interessiert sie mehr, wenn es auch um etwas geht. Ein guter Gag kann einem manchmal mehr sagen als eine Dissertation.

Mittlerweile scheint es schwierig zu sein, über Minderheiten zu lachen, ohne sich dem Vorwurf auszusetzen, sich über sie lustig zu machen.

Klassisches Missverständnis in Deutschland. Humor bedeutet eben nicht, sich über ihn oder sie lustig zu machen. Humor kann ein Ventil sein, man kann Dinge über Humor anders ansprechen. Gerade das ist bei gesellschaftlichen Themen wichtiger denn je. Wir zeigen echte Fälle, packen die jeweilige Sichtweise in unsere Charaktere und legen dann noch zehn Prozent an Überspitzung drauf.

Wie gleichberechtigt ist die deutsche Comedybranche?

In der Comedy ist es oft wie bei „Markus Lanz“. Wenn eine Frau dabei ist, haben alle das Gefühl: Es ist doch ausgeglichen. Frauen und lustig ist ja noch ein verhältnismäßig neues Phänomen, insofern wird es auch hier bis zur echten Gleichberechtigung noch dauern.

Werden Frauen im Fernsehen noch benachteiligt?

Nennen Sie mir drei Frauen mit einer Personalityshow oder Showmasterinnen mit regelmäßiger eigener Sendung. Da stehen eigentlich ausschließlich Männer, die sich von Dings zu Bums moderieren können.

Barbara Schöneberger moderiert inzwischen „Verstehen Sie Spaß?“ im Ersten. Hätten Sie selber gerne eine Sendung in der Primetime?

Klar! Und wann immer eine Frau um 20.15 Uhr rauskommt, find ich das spitze.

Vor der Bundestagswahl haben Sie ein Fernsehinterview mit der grünen Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock geführt. Wird man Sie mal wieder als Polittalkerin sehen?

Wenn’s nach mir geht, auf jeden Fall. Ich glaube, da geht noch was. Wäre ja schade, wenn sich nur die Politik verändert, aber nicht der Politikjournalismus.

Für Ihr Baerbock-Interview haben Sie allerdings auch viel Kritik einstecken müssen. Wie sehen Sie sich selbst im Nachhinein?

Ich finde politische Interviews im Fernsehen oft rituell. Meist sieht man Menschen, die so tun, als würden sie etwas fragen, und Menschen, die so tun, als würden sie etwas antworten. Es ist ein sehr merkwürdiges Schauspiel geworden, das meist zu nichts führt. Ich wollte das in dem Interview aufbrechen und andere Fragen stellen, um andere Antworten zu bekommen. Ich bin nach wie vor überzeugt, dass das die Zukunft ist. In diesem Fall haben wir das alle zum ersten Mal gemacht, der Sender, das Moderationsduo, die Produktion und selbst die Kanzlerkandidatin. Und wie meist bei Dingen, die man zum ersten Mal macht, war es nicht perfekt.

Das Gespräch führte Cornelia Wystrichowski.

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