Für Anna von Boetticher ist unter Wasser das wahre Zuhause. Von unerschöpflicher Neugierde angetrieben, steigt die gebürtige Münchnerin tief in Meere und Ozeane hinab, um zu Haien zu tauchen und mit Riesenrochen zu schwimmen. Die ARD hat die 52-Jährige bei einigen ihrer abenteuerlichen Reisen begleitet. Entstanden ist eine wirklich sehenswerte Reportage mit dem treffenden Titel „Waterwoman“, die an diesem Sonntag im Ersten ausgestrahlt wird. Kann ein Film überhaupt das wahre Gefühl in der Tiefe der Meere dem Publikum nahebringen? „Wenn ich das Ergebnis sehe, habe ich das Gefühl, dass es genau so geworden ist, wie ich es immer wollte“, sagt von Boetticher. „Die Filme erzählen ehrlich von den Erlebnissen in einer faszinierenden Welt – ohne sie künstlich zu dramatisieren. Das war mir wichtig!“ Dabei sei es gar nicht so leicht gewesen, mitten in der Covid-Zeit die Reisen an teilweise sehr ferne Orte zu unternehmen.
Ihren ersten Tauchschein machte Anna von Boetticher, deren Wahlheimat inzwischen vor allem Berlin ist, schon mit 17 Jahren im Bodensee. Das war der erste Schritt auf dem Weg zur Tauchlehrerin und schließlich zum riskanten „technischen Tauchen“, bei dem mit Helium-Luft-Gemischen große Tiefen erreicht werden. Im Frühjahr 2007 belegte sie ihren ersten Apnoe-Workshop, ohne zu ahnen, dass sie wenig später schon zu den Weltbesten gehören sollte. Nach nur sechs Monaten brach sie die deutschen Tiefen-Rekorde und holte zum ersten Mal Bronze bei der Weltmeisterschaft in Sharm El Sheikh. Bei ihrem tiefsten Tauchgang gelang ihr mit 125 Meter der Weltrekord im „Tandem No Limits“ mit ihrem Coach und Tauchpartner Andrea Zuccari.
Was treibt Anna von Boetticher an? „Die Neugierde auf die Unterwasserwelt in all ihren Facetten ist das, was mich antreibt“, sagt sie. „Schon immer.“ Auf ihren Reisen gehe es fast nie darum, an einem bestimmten Ort ein besonders schönes Hotel auszusuchen, sondern immer um den Tauchplatz. „Man kann sagen, dass der Luxus definitiv nicht über, sondern unter Wasser stattfindet“, lacht sie. „Es ist sehr oft so, dass man in irgendwelchen Absteigen wohnt, die praktisch sind, weil gut gelegen für das Tauch-Abenteuer.“ Das störe sie auch gar nicht – bis auf die oft sehr zahlreichen und sehr großen Kakerlaken. „Auf die könnte ich gut verzichten!“
In Talkshows und Interviews erzählt Anna von Boetticher regelmäßig von der Faszination und den mentalen Herausforderungen ihres ungewöhnlichen Sports und vermittelt zwischen Wettkämpfen ihre Erfahrung in Bereichen, in denen Ruhe bewahren bei größter Belastung überlebensnotwendig ist: Sie berät die tauchenden Einheiten der Marine und arbeitet intensiv mit den Spezialkräften der Kampfschwimmer und Minentaucher an der Verbesserung von Ausbildung und Sicherheit.
Im Winter zieht es sie dafür in die Berge, wo sie leidenschaftlich Snowboard fährt, denn Sport und Herausforderungen gehören für sie einfach zum Leben. Wie viel Platz bleibt da fürs Privatleben, neben dem abenteuerlichen Taucherleben? „Natürlich bin ich immer wieder für längere Zeit von meiner Familie und meinem Freund getrennt“, erzählt sie. „Aber wir kennen das schon sehr lange, und wenn ich dann zu Hause bin, sind wir die ganze Zeit zusammen. Es funktioniert ganz prima.“
„Waterwoman“
läuft an diesem Sonntag um 19.15 Uhr im Ersten. Die gesamte vierteilige Reihe ist in der ARD-Mediathek verfügbar und am 27. und 28. Juli sowie am 3. und 4. August, jeweils um 21 Uhr, im NDR zu sehen.