Sommer, Sonne, Silbereisen – wer braucht schon Spanien für eine „Schlagerstrandparty“, wenn die ARD live nach Gelsenkirchen lädt? „Ein Bett im Kornfeld“, schmettert Jürgen Drews unter freiem Himmel. „Das ist immer frei“, grölen die Fans begeistert zurück und feiern den 77-Jährigen, der mit leuchtenden Augen über die Bühne tobt. Die Stimmung an diesem Samstagabend ist riesig. Nichts, so scheint es, kann sei trüben. Doch Drews hat beschlossen, dass das der richtige Moment ist, um eine Bombe platzen zu lassen: Nach weit mehr als 50 Jahren kündigt der König von Mallorca bei Florian Silbereisen seinen Rücktritt aus dem Showbusiness an.
Fassungslosigkeit bei den Fans, Tränen bei Ehepaar Drews, das die Nachricht über das Karriereende bereits in einem kurzen Filmchen voraufgezeichnet hat. „Ich fühl mich wohl in meiner Haut“, sagt Jürgen und hält liebevoll die Hand seiner Ramona. „Jetzt, wo ich in einem Alter bin, wo andere schon lange Rentner sind, hab ich mir gesagt: Irgendwann, lieber Onkel Jürgen, ist mal gut.“ Er gehe, ohne zu murren. „Schließlich hab ich wirklich alles erlebt, was man erleben kann.“ Und deshalb: „Wenn nicht jetzt, wann dann?“
Kein leichter Schritt für den Musiker, der künftig sein Privatleben auf Platz eins stellen will. Er sei nicht mehr so belastbar wie früher und spüre, dass es ihm unheimlich gut tue, zu Hause zu sein. Ohne Stress, Schlaflosigkeit und dieses hartnäckige Lampenfieber, das ihn auch nach all den Jahren noch vor jedem Auftritt befalle. „Er kann es sehr genießen, sich einfach auszuruhen“, bestätigt Ehefrau Ramona, der Drews im Fernsehen eine echte Liebeserklärung macht: „Sie ist mein Rückgrat. Ich verdanke ihr so viel. Nicht umsonst sind wir seit 31 Jahren zusammen.“
Worte, die nicht nur die Fans ins Gelsenkirchen berühren, sondern auch Jürgen und Ramona, die mit Florian Silbereisen nach dem Einspielfilm im Publikum stehen. Tränen fließen. „Du weinst ja auch“, schmunzelt der Schlagerstar, als Silbereisen seinen „allergrößten Respekt“ mit einem Kniefall vor dem König von Mallorca bekundet.
„Man wird mich in diesem Jahr noch bei der einen oder anderen Veranstaltung treffen und im Fernsehen sehen können, aber zum Ende dieses Jahres werde ich mich endgültig von der Bühne verabschieden“, sagt der Sänger, der bereits im Mai verkündet hatte, dass er an der Nervenkrankheit Polyneuropathie erkrankt sei. Unheilbar, aber glücklicherweise nur leicht ausgeprägt. „Ich habe keine Schmerzen, aber der Körper und das Befinden verändern sich.“
Die Fans, das wird an diesem Samstagabend deutlich, sollen ihren Onkel Jürgen in jedem Fall so in Erinnerung behalten, wie sie ihn seit Jahrzehnten kennen. Energiegeladen, gut gelaunt und schlagfertig. Seinen letzten Fernsehauftritt wolle er im Herbst in einer der Schlager-Shows mit Florian Silbereisen haben. Und auch mit den Auftritten auf seiner Heimatinsel Mallorca soll dann endgültig Schluss sein. Der König dankt ab.