Mit dem Rücken zur Wand

von Redaktion

Die ZDF-Dokumentation von Annika Blendl rekonstruiert die Nacht, in der Diana starb

VON STEFANIE THYSSEN

Menschen, die Ende der Achtzigerjahre oder früher geboren wurden, können diese Frage meistens beantworten: Wo warst du, als Lady Di starb? Annika Blendl war am Tag des Unglücks, dem 31. August 1997, 16 Jahre alt – und saß mit ihren Eltern im Auto. „Ich konnte die Nachricht von Dianas Tod damals nicht wirklich einordnen“, erinnert sie sich im Gespräch mit unserer Zeitung. „Aber ich habe schon gespürt, dass etwas dramatisch Großes passiert war.“

25 Jahre später hat die Münchner Schauspielerin und Filmemacherin die Ereignisse jener Nacht in Paris minutiös nachgezeichnet. Das Ergebnis ist die Dokumentation „Dianas letzte Nacht: Liebe, Leben, Legende“, die morgen um 20.15 Uhr im ZDF ausgestrahlt wird und in der Mediathek zum Anschauen bereitsteht. „Das Spannendste für mich war es zu beschreiben und sich zu vergegenwärtigen, in welcher Phase ihres Lebens Diana damals war“, so Blendl. „Dass sie zwar sehr verliebt, aber auch unsicher war. Dass sie Fehler gemacht hat, als sie zum Beispiel den königlichen Sicherheitsdienst gekündigt und sich auf private Bodyguards konzentriert hat.“

Für den Film haben Annika Blendl und ihre Kollegin Leonie Stade den Ablauf der Todesnacht in Paris – inspiriert durch den Untersuchungsbericht zum Unfall und Gerichtsprotokolle – nachgestellt und mit Archivmaterial sowie Zeitzeugeninterviews kombiniert. Diana, die nur von hinten zu sehen ist, wird von Blendls Schwester Mareile dargestellt. Zu Wort kommen unter anderen Paul Burrell, der ehemalige Butler und enge Vertraute Dianas, sowie der Journalist Richard Kay, der mit Diana in der letzten Nacht noch telefoniert hat.

Dank der guten Kontakte des ZDF in London sei es möglich gewesen, die Gesprächspartner ausfindig zu machen. „Wir wollten keinen Klatsch und keinen Tratsch hochkochen“, so Blendl. Die beiden Autorinnen haben sich vielmehr auf psychologische Spurensuche begeben. Sie wollten Dianas Zwiespalt herausarbeiten. „Sie kämpfte um ihre Unabhängigkeit und war gleichzeitig im Establishment gefangen“, so Stade.

Wirklich Neues, so ehrlich muss man sein, kommt dabei nicht heraus. Die Fakten sind bekannt. Etwa dass der Fahrer von Diana und ihrem Lebensgefährten Dodi Al-Fayed, Henri Paul (er starb ebenso wie die beiden bei dem Unfall), einen Mix aus Alkohol, Drogen und Medikamenten im Blut hatte. Oder dass Diana es oft genug selbst war, die den Paparazzi Bescheid gab, wenn sie mit Dodi unterwegs war. Um später Krokodilstränen zu weinen und sich über die ach so unverschämte Presse aufzuregen.

Am Original-Ort, dem Hotel Ritz in Paris, in dem Diana und Dodi in jener Nacht abgestiegen waren, durften die beiden Filmemacherinnen übrigens nicht drehen. Das wollte Mohammed Al-Fayed nicht. Dodis Vater gehört das Luxus-Haus noch immer. Der Bayerische Hof in München öffnete dafür seine Türen. „Tatsächlich ähneln sich die Innenräume der Hotels ein wenig“, so Blendl. „Da konnten wir die Szenen nachstellen.“ Vor dem Ritz in Paris waren Kameras erlaubt.

Mitglieder der Königsfamilie kommen in dem Film nicht zu Wort. Gab es Versuche, etwa die Söhne für ein Interview zu gewinnen? „Nein, die Kinder hätte ich nicht anfragen wollen“, erklärt Annika Blendl. Aus Rücksicht auf den schweren Verlust ihrer Mutter. „Wunden aufzuwühlen, ist nicht mein Ding“, so die Münchnerin. Bei Dianas Bruder hätten sie es versucht, „aber da ging nichts“.

Insgesamt rekonstruiert der Film buchstäblich Minute für Minute von Dianas letzter Nacht. Und es bleibt einmal mehr das Gefühl, dass dieser Unfall schlicht hätte verhindert werden können. Dass viele unglückliche Umstände zusammenkamen, viele falsche Entscheidungen getroffen wurden, die am Ende zu eben diesem einen ganz großen Unglück führten, das Millionen von Menschen bis heute berührt.

„Dianas letzte Nacht“

läuft am Dienstag um 20.15 Uhr im ZDF und ist in der Mediathek abrufbar.

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