Das Wunder von Thailand

von Redaktion

Starbesetzter Actionfilm erzählt bei Amazon packend das Höhlendrama von 2018 nach

VON RUPERT SOMMER

Es war ein Ereignis, das 2018 weltweit die Schlagzeilen beherrschte: Die dramatische Rettungsaktion für eine Gruppe thailändischer Jugendlicher, die in einem überfluteten Höhlensystem gefangen waren, hielt die Welt in Atem. Oscar-Preisträger Ron Howard liefert nun den wuchtigen Actionfilm dazu. Ab heute ist „Dreizehn Leben“ bei Amazon Prime abrufbar.

Eigentlich sollte es ein unbeschwertes Trainingscamp werden, zu dem sich zwölf thailändische Buben und ihr Coach versammelt hatten. Ein bisschen kicken. Und dann noch etwas Nervenkitzel im feuchten Dunkel beim Besuch in der touristisch eigentlich gut erschlossenen Tham-Luang-Höhle. Es kam alles ganz anders – furchtbar anders. Der mit viel Hollywood-Bombast inszenierte Film aus dem berühmten „James-Bond“-Studio MGM hätte sich sicher auch auf einer weltweiten Kinoauswertung gut gemacht.

Oscar-Regisseur Ron Howard (2002 doppelt für Regie und den besten Film bei „Beautiful Mind – Genie und Wahnsinn“ ausgezeichnet) konnte mit „Herr der Ringe“-Star Viggo Mortensen und Colin Farrell („The Batman“) A-Klasse-Schauspieler zusammentrommeln, um seine Sicht auf das weltweit beachtete Rettungsunternehmen zu präsentieren. Es ist eine sehr amerikanische (Taucher-)Brille, durch die man blickt.

Dass sich Ron Howard auf die Re-Inszenierung von weltbewegenden authentischen Ereignissen versteht, hatte er bereits 1995 – ebenfalls mit einem Star-Ensemble – in dem Weltraumfilm „Apollo 13“ bewiesen.

Doch zurück zu den jungen Fußballern im Film, die zunächst als aufgekratzte Hobby-Höhlen-Erkunder vorgestellt werden. Doch dann wendet sich das Blatt: Unbemerkt von den Kindern und Teenagern im Alter von elf bis 16 Jahren, setzt in der Außenwelt starker Regen ein. Und die verzweigten unterirdischen Kavernen füllen sich so schnell mit Wasser, dass plötzlich alle Rückzugswege verschlossen sind. Immer tiefer flüchtet sich die Gruppe ins Berg-Innere – hinein in eine potenziell tödliche Falle. Die besorgten Eltern sehen nur noch gurgelndes Wasser – und bedrohliches Dunkel. Rasch fährt rund um die Höhle eine Rettungsmaschinerie auf, angeführt von thailändischen Elitesoldaten, die die ersten Versuche starten, durch das gefährliche Wassersystem zu den eingeschlossenen Burschen zu tauchen. Die Marine-Schwimmer kennen zwar das offene Meer, mit den Tücken von unterirdischer Beklemmung hingegen kommen sie nicht gut klar. So ist es die Stunde der Ausländer: Die erfahrenen Höhlentaucher John Volanthen (Colin Farrell) und Rick Stanton (Viggo Mortensen) rechnen sich bessere Chancen aus. Dass sie vor Ort mit offenen Armen empfangen werden, kann man nicht sagen. Doch dann gelingt ihnen das Unerwartete: Sie tauchen tief in den Berg und stellen den ersten Kontakt zur Gruppe der 13 her, die sich in eine zumindest noch trockene Ecke der vielen Höhlen flüchten können. Was die Taucher nicht beantworten können, ist die bange Kinder-Frage: „Können wir jetzt rausgehen?“

Die Kids und ihren Coach durch die klaustrophobischen Unterwasserwege zurück und damit in Sicherheit zu bringen, erscheint wie eine unlösbare Aufgabe. Selbst trainierte Experten wie John brauchen für den Tauchgang mehr als sechs Stunden – unter hoher Lebensgefahr. Wie soll das zusammen mit den Teenagern gelingen? Und dann wird auch noch der Sauerstoff knapp. Die Uhr tickt.

„Dreizehn Leben“ ist ein Film, der es schafft, sein Publikum zu fesseln. Er ist unfassbar spannend – auch wenn der Ausgang des Geschehens natürlich bekannt sein dürfte (siehe Kasten). In technischer Hinsicht, etwa was die grandiose Arbeit von Kameramann Sayombhu Mukdeeprom angeht, kann man dem Film ohnehin nichts vorwerfen. Dennoch wirkt die Regiearbeit von Ron Howard bisweilen hektischer und fahriger als das einstige reale Geschehen. Und vor lauter Action verpasst er es, den eigentlich Betroffenen – in und um die Höhle – menschlich nahezukommen.

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