Eine zarte Romanze in Herbstfarben

von Redaktion

Neuer Fall von „München Mord“ führt die Ermittler in die Abgründe einer Karaoke-Bar

VON JOHANNES V, D, GATHEN UND CARINA WAASEN

Das ist ja das Besondere: In den „München Mord“-Krimis des ZDF steht nicht die glitzernde Bussi-Bussi-Metropole der Schönen und Reichen im Fokus. Der Kegel des Scheinwerferlichts liegt vielmehr auf der Stadt der einfachen Leute, die es trotz horrender Mieten auch an der Isar noch gibt. In Untergiesing etwa kann man Menschen finden, die gerade so über die Runden kommen – und manchmal auch nur mit Flaschensammeln oder kleinen Gaunereien. In diesem tristen und doch lebendigen Milieu, in dem fast jeder jeden kennt, spielt die neue Folge „Schwarze Rosen“, die an diesem Samstag um 20.15 Uhr im Zweiten läuft.

Kleine Bars und eher schäbige Nachtlokale gibt es in diesem Film-Untergiesing zuhauf. In einem der kleinen Amüsierschuppen wird Besitzerin Patrizia Opfer eines Raubmordes. Ihre Kollegin Tanja wird Zeugin des Verbrechens, kommt aber seltsamerweise davon. Die Ermittler Angelika Flierl (Bernadette Heerwagen), Harald Neuhauser (Marcus Mittermeier) und Ludwig Schaller (Alexander Held) haben bald einen Verdächtigen gefunden. Doch, so wird schnell klar, war der nachweislich nicht am Tatort. Bei ihren Ermittlungen in der Karaoke-Bar kommt das Trio nicht drum herum, auch selbst zum Mikrofon zu greifen. Schaller-Darsteller Alexander Held beeindruckt hier besonders. „Ich hab’ schon im Kindergarten gesungen und später bei den Regensburger Domspatzen“, erklärt er im Gespräch mit unserer Zeitung. „Und noch später habe ich im Musical ,Sweet Charity‘ den Buchhalter gespielt und mit großem Orchester gesungen.“

Es geht in diesem melancholischen Fernsehdrama insgesamt gar nicht so sehr um die Mördersuche. Stattdessen verguckt sich der nicht mehr ganz junge Schaller in die geheimnisvolle Anita Jandl (Jenny Schily), eine ganz in Schwarz gekleidete Dame, die gerne Chansonette geworden wäre, aber heute in der schrägen Karaoke-Bar aushilft. Schaller nennt seine neue Bekannte liebevoll „die schwarze Rose von Giesing“. Eine zarte Romanze in Herbstfarben bahnt sich an. Derweil kämpft Schallers Kollegin Angelika gegen eine Lebenskrise an: Nachdem die sonst so resolute Polizistin bei einer Observation niedergeschlagen wurde, zweifelt sie an der Sinnhaftigkeit ihres Berufs. In nächtlichen Gesprächen im Biergarten mit ihrem eher pragmatischen Kollegen Neuhauser kommt ein Burn-out zutage.

Es menschelt schon sehr in „Schwarze Rosen“, von Regisseur Jan Fehse routiniert und stimmungsvoll in Szene gesetzt. Das Drehbuch stammt aus der Feder von Ina Jung und Friedrich Ani. Insgesamt hätte dem 90-minütigen und durchaus glaubwürdigen Gesellschaftskrimi ein bisserl mehr Spannung und Action gutgetan. So sitzen der verliebte Kommissar und seine etwas welkende „Rose von Giesing“ am Ende stumm beim Piccolo und lauschen andächtig den Schnulzen auf der Karaoke-Bühne.

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