Frau weg, Job weg – das Leben meint es gerade nicht gut mit Richard Glossat. Doch dann bekommt der von Christoph Maria Herbst gespielte promovierte Mathematiker eine neue Chance. Als Quereinsteiger soll er in „Lehrer kann jeder!“ (ZDF, heute, 20.15 Uhr) Schülerinnen und Schüler in die Geheimnisse der Mathematik einweihen – ausgerechnet an der Schule, an der seine Ex-Frau unterrichtet. Kein Spaziergang, wie der vom aufreibenden Schulalltag schon bald gestresste Glossat feststellen muss.
In „Lehrer kann jeder!“ spielen Sie einen Mathematiklehrer. Wie waren Sie selbst in Mathe?
Oh, gleich eine Fangfrage, aber da muss ich jetzt durch. Also, Mathe war überhaupt nicht meine Welt, ich fand das Fach ähnlich anstrengend wie Chemie oder Biologie. Ich war im Gymnasium mehr so auf der sprachlichen Ebene unterwegs, meine Leistungskurse waren Altgriechisch und Deutsch, und ich bin heute noch Peter Wick dankbar. Das war ein Klassenkamerad, von dem ich in Mathe immer abgeschrieben habe. (Lacht.) Mit ihm bin ich übrigens immer noch freundschaftlich verbunden.
Und welche Abiturnote hatten Sie?
Das war eine solide 2,3. Ich war ein bisschen besser als der Durchschnitt, gehörte also nicht zu den Über-, aber auch nie zu den Unterfliegern.
Das heißt, Sie sind gerne in die Schule gegangen?
Durchaus, weil ich Lehrerinnen und Lehrer hatte, zu denen ich aufgeschaut habe. Ich hatte auf dem Gymnasium ein unfassbares Glück mit dem Lehrkörper und habe meine Wahlfächer in der Oberstufe tatsächlich in erster Linie nach den Lehrern ausgewählt und weniger nach dem, was ich später vielleicht mal brauchen würde. Ich habe zum Beispiel Altgriechisch nur deshalb als Leistungskurs genommen, weil mich der Lehrer dieses schönen Fachs mit seiner unglaublichen Bildung so beeindruckt hat.
Sie spielen viele komische Rollen – waren Sie schon in der Schule der Klassenclown?
Ich habe mich im Lauf meiner Schulzeit tatsächlich immer mehr zum Klassenclown entwickelt, was auch damit zusammenhing, dass auf unserem altsprachlichen Gymnasium in Wuppertal viele ältere Lehrer unterrichtet haben – und von denen waren einige so verknöchert, dass sich mir die Frage stellte, ob ich die nicht wenigstens mal zum Schmunzeln bringen kann. Es ist mir tatsächlich auch manchmal gelungen.
Die Komödie wurde in einer echten Schule gedreht…
Ja, in Berlin. Der normale Schulunterricht ging während der Dreharbeiten weiter, die Schülerinnen und Schüler im Film sind allerdings Schauspieler. Der Geruch an Schulen ist übrigens immer noch derselbe wie früher, eine Mischung aus Kreide, Tafelschwamm und Schweiß. (Lacht.)
Wäre Lehrer denn ein Beruf für Sie gewesen?
Ganz klar – nein! Ich bin schon sehr glücklich mit dem Beruf, den ich heute ausübe. Lehrer war nie eine Alternative. Pädagogen haben es ja gerade heutzutage auch ungemein schwer.
Die Schulkomödie hat in Film und Fernsehen eine lange Tradition, von der „Feuerzangenbowle“ über „Die Lümmel von der ersten Bank“ bis zu „Fack ju Göhte“. Was lieben die Leute Ihrer Meinung nach an diesem Genre?
Das hängt, glaube ich, damit zusammen, dass die Zuschauer mit ihrer eigenen Vergangenheit konfrontiert werden und ihre eigenen Erfahrungen von damals abgleichen können. Da kommt dann noch dieses Gefühl des „War früher doch nicht alles so schlecht“ dazu, was den Reiz von Schulkomödien ausmacht. Dem menschlichen Gehirn gelingt es ja, im Rückblick vieles zu idealisieren und zu romantisieren, und ich denke, in diesem Fahrwasser bewegt sich auch das Genre.
Das Gespräch führte Martin Weber.