Dunkle Momente

von Redaktion

Die BR-Serie „Alles finster“ erzählt unterhaltsam und doch realistisch von einem Blackout

VON RUDOLF OGIERMANN

Es beginnt alles ganz harmlos mit dem Ausfall des Flutlichts am Fußballplatz. Da glauben alle im fiktiven niederösterreichischen Dörfchen Kekenberg an der Della noch, dass die marode Technik daran schuld ist. Doch der Strom, das steht bald fest, ist nicht nur hier und im nahen Ort weg, sondern landesweit und darüber hinaus in halb Europa. Und es zeigt sich, dass die Bürger, aber auch die Behörden darauf nicht vorbereitet sind. „Alles finster“ heißt diese sechsteilige Koproduktion des Bayerischen Rundfunks und des ORF, die von heute an jeweils dienstags um 20.15 Uhr in Doppelfolgen im BR Fernsehen zu sehen ist – im Rahmen eines Schwerpunkts „Alles zu Energie“.

Der Titel „Alles finster“ ist durchaus doppeldeutig, denn auch im Zusammenleben der Dörfler gibt’s schon bald viele dunkle Momente. Verständlich, wenn Kühlschränke auslaufen, Supermarktkassen nicht mehr funktionieren, Smartphones sich nicht mehr aufladen lassen und an Tankstellen kein Benzin mehr fließt. Die Macher, Selina Gina Kolland (Buch) und Michi Riebl (Regie), beschränken sich bei der Schilderung der Folgen des Blackouts auf den Mikrokosmos Kekenberg, sie zeigen, wie unterschiedlich die Menschen auf den Ausnahmezustand reagieren – Bürgermeister Edi (Harald Windisch), Pfarrer Matias (Tambet Tuisk), Wirtin Elisabeth (Hilde Dalik) und die übrigen Dorfbewohner (Miriam Fussenegger, Michael Edlinger, Martina Ebm, Holger Schober und andere).

Kolland und Riebl haben da eine ziemlich skurrile Truppe erschaffen, zu der auch eine aus Bayern zugezogene Familie gehört. Carola (Bettina Mittendorfer) und Jens (Michael A. Grimm) sind im Dorf die Außenseiter – und sogenannte Prepper (abgeleitet von englisch „to be prepared“ für bereit sein), die den Keller voller Lebensmittel haben. Sie bleiben daher erst einmal gelassen – bis der an Diabetes leidenden Tochter Laila (Marie Padotzke) das Insulin ausgeht.

Eine Außenseiterin zu spielen, zusammen mit ihrem Kollegen ein „typisches Spießerpaar“ zu geben, habe sie an der Rolle gereizt, so Mittendorfer im Gespräch mit unserer Zeitung. Und augenzwinkernd in Richtung der Macher: „Das gefällt den Österreichern natürlich, den Piefke zu zeigen.“ Aber sie habe gerne dem Spießer in ihr Raum gegeben. Dass nicht die Katastrophe im Zentrum steht, sondern „das Mit- beziehungsweise das Gegeneinander“, war für Michael A. Grimm (52, „Dahoam is dahoam“, „Tanze Tango mit mir“) der entscheidende Grund mitzumachen: „Eine Geschichte, die Gott sei Dank nicht bierernst, sondern wirklich unterhaltsam erzählt wird.“

Auf einen Stromausfall sei sie selbst nicht vorbereitet, bekennt die 51-jährige Niederbayerin Mittendorfer, die durch den Kinofilm „Eine ganz heiße Nummer“ einem großen Publikum bekannt wurde und seitdem in zahlreichen zumeist mundartlich gefärbten Krimis zu sehen ist: „Wir Schauspieler leben generell von der Hand in den Mund, wir sind berufsbedingt gewöhnt zu improvisieren.“ Sie übe sich, „im Hier und Jetzt zu leben“, sagt sie und lacht: „Momentan habe ich also nichts zuhause. Vielleicht lege ich mir einen kleinen Wasservorrat zu. Aber nur damit ich nicht ständig einkaufen gehen muss.“

Angst vor einem Blackout wie dem in „Alles finster“ geschilderten habe sie keine, beteuert Mittendorfer. Sie vertraue auf die Fachleute und darauf, dass die Stromversorgung in Deutschland „nicht dem Zufall überlassen“ sei. Zuversichtlich, was die Leistungsfähigkeit unserer Zivilisation betrifft, ist auch der gebürtige Münchner Grimm: „Und dass genügend fähige Menschen erkennen, worauf es ankommt, und wie in einer Krise zu handeln ist. Und ich meine damit nicht, Konserven zu horten und Waffen im Keller zu lagern, darin äußert sich meiner Meinung nach ein tiefes Misstrauen in unsere Gesellschaft.“ Allerdings: „Keinen einzigen Tropfen Wasser und keine Nahrung zuhause zu haben, wäre auch dumm.“

Artikel 2 von 2