Rund 90 Prozent der Frauen auf Social Media benutzen Filter. Sie kaschieren auf ihren Fotos Fältchen und unreine Haut, vergrößern Augen, Lippen und Brüste. Inszenierte Perfektion, die surreale Schönheitsideale kreiert. Immer mehr Teenager entscheiden sich auf der Suche nach dieser Makellosigkeit für einen plastischen Eingriff. „Wahnsinnig schön“ lautet der Titel der sehenswerten Doku, die heute um 20.15 Uhr bei ZDF Info und in der Mediathek des Mainzer Senders zu sehen ist.
Klug seziert der Film, wie das digitale Leben Einfluss auf unser Selbstwertgefühl nimmt. Soziologin Sylvia Holla hat das am eigenen Leib erfahren. Für ihre Studien war sie intensiv in Sozialen Netzwerken unterwegs und stellte bald bei sich selbst eine Veränderung fest: „Ich habe mich wie durch ein Vergrößerungsglas betrachtet und wurde immer kritischer mit meinem Aussehen.“ Der Einfluss, das wurde der Wissenschaftlerin klar, muss auf junge Menschen noch ungleich größer sein. Denn wenn wir vor allem anhand unseres Körpers beurteilt werden, hat das Folgen für die Psyche. „Es ist verrückt“, sagt die Expertin Heather Widdows im Film. „Die jungen Leute wissen alle, dass die Fotos im Internet gefakt sind. Trotzdem träumen sie davon, so auszusehen. Und sie beginnen, sich für ihre Makel zu schämen.“ Der Mensch schafft also Ideale, die ihn selbst geißeln und schlimmstenfalls krank machen.
Die Influencerin Kasia lebt mit dem ständigen Druck, perfekt zu sein. Botox und Filler – Substanzen wie beispielsweise Hyaluron, die einen auffüllenden Charakter haben – formen das scheinbar perfekte Gesicht der 36-Jährigen, Brust- und Po-Vergrößerungen bedienen das derzeit angesagte Schönheitsideal. Es sieht bei Frauen momentan einen schlanken Körper mit üppigen Rundungen vor. „Ein verzerrtes und ziemlich unrealistisches Ideal, das Stars wie die mehrfach operierte Cardi B. oder Kylie Jenner geprägt haben“, erklärt der niederländische Schönheitschirurg Tom Decates.
„Wahnsinnig schön“ zielt darauf ab, die Gefahren dieser Ideale herauszustellen – aus gesellschaftlicher, psychologischer und medizinischer Sicht. Eine Doku, die an alle appelliert, den eigenen Anspruch zu überdenken. Wer manisch die beste Version seiner selbst sucht und sich an seinem Äußeren abarbeitet, kann nicht glücklich werden.