Vom Meer an den See

von Redaktion

INTERVIEW Walter Sittler wagt als ZDF-Kommissar Anders einen Neuanfang im Süden

Auch wenn er 2021 von Gotland Abschied nehmen musste – Walter Sittler trägt die schwedische Insel immer noch im Herzen: „Das ist schon eine besondere Atmosphäre da. Die Dinge laufen ein bisschen langsamer, und trotzdem schafft man alles.“ Wunderschön sei es in Skandinavien gewesen, schwärmt der 69-Jährige im Gespräch mit unserer Zeitung. In 29 Filmen spielte Sittler den deutschstämmigen Ermittler Robert Anders in „Der Kommissar und das Meer“. Nach 15 Jahren auf Gotland schickte ihn das ZDF in Rente, aber glücklicherweise nicht in den Ruhestand. An diesem Montag ist Walter Sittler um 20.15 Uhr in der Fortsetzung der Reihe zu sehen. In „Der Kommissar und der See“ kehrt er als Pensionär in sein Elternhaus an den Bodensee zurück und gerät prompt in einen Mordfall.

Vermissen Sie Schweden?

Ich bin da schon sehr gern hingefahren. Gotland ist eine Insel, die einen mit offenen Armen empfängt und dabei völlig unkompliziert ist. Von mir aus hätte es in Schweden auch noch weitergehen können, aber ich verstehe die Entscheidung des ZDF, denen das irgendwann zu teuer und zu aufwendig wurde.

Für die Zuschauer gibt es jetzt ein Wiedersehen mit Ihnen am Bodensee. Ihre Idee?

Nein, das hat sich die Produktion ausgedacht, aber es freut mich natürlich sehr, dass wir weitermachen. Die Aussicht, eine Figur in eine völlig neue Lebenssituation mitzunehmen, finde ich spannend. Da kann man viel freier Geschichten erzählen.

In Ihrem letzten Fall auf Gotland standen Sie unter Mordverdacht und auch in „Der Kommissar und der See“ geraten Sie ins Visier der Ermittler. Scheint, als würde der Ex-Kriminaler Anders im Alter den Ärger anziehen …

Ja, er ist nicht gerade ein Typ, der sich ans Lehrbuch der Polizei hält. (Lacht.) Am Bodensee stolpert er in diesen Fall, weil er sich auf eine Weise benimmt, die man verdächtig nennen kann. Dass er einer jungen Frau in Not Unterschlupf gewährt, kann ich als Mensch gut nachvollziehen. Für Außenstehende kann das aber auch befremdlich wirken. Ich mag Anders, weil er manchmal Sachen macht, auf die man nicht so leicht kommt.

„Liebeswahn“ kann die erste Episode einer neuen Reihe sein. Wie gut stehen die Chancen?

Das Drehbuch für den nächsten Fall ist bereits da, und wir drehen bis Oktober. Ob es danach weitergeht, wird sich zeigen. Das werden die Zuschauerinnen und Zuschauer entscheiden.

Sie leben in Stuttgart, sind aber in Chicago geboren. Spüren Sie noch eine Verbundenheit mit Amerika?

Nein, ich bin schon früh viel umgezogen und habe an einigen Orten in Deutschland gelebt – auch in Regensburg, München und in Siegsdorf. In Berchtesgaden war ich übrigens auf der Schule und an der Tankstelle in Bergen habe ich gejobbt.

Was würden Sie dann als Heimat definieren?

Mein Zuhause. Und das ist immer da, wo ich gerade lebe: Seit ein paar Jahren ist das Stuttgart. Es könnte aber auch Timbuktu oder Norwegen oder sonst wo sein. Ich hatte nie genug Zeit, um an einem Ort Wurzeln zu schlagen. Deshalb ist es das Zuhause mit meiner Frau, das für mich Heimat bedeutet.

Im Dezember werden Sie 70 Jahre alt. Eine Zahl, die sich für Sie komisch anfühlt?

Der 70. erschreckt mich nicht. Viele nehmen den ja als Geburtstag wahr, mit dem alles anders wird. Aber das wurde mir auch schon zu meinem 50. und 60. prophezeit. Ich habe das nie so empfunden. Ich erschrecke mich höchstens, wenn ich am Drehort der Älteste bin, weil ich das nicht gewohnt bin.

Wieso?

Ich war immer der Jüngste. Zumindest bei meinen sieben Geschwistern. Das ist und bleibt für mich gefühlt die Rolle meines Lebens. (Lacht.)

Das Gespräch führte

Astrid Kistner.

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